Seco-Projekt ASAL wackelt

16. April 2015 um 15:32
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Erneut ist ein Software-Projekt im Seco in die Kritik geraten.

Erneut ist ein Software-Projekt im Seco in die Kritik geraten. Das Projekt ASALneu, das 2013 ohne Ausschreibung an CSC vergeben wurde, ist gefährdet.
Beim Projekt ASALneu zeichnen sich Verzögerungen, wenn nicht gar Schlimmeres ab, wie ein Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle, müsse möglicherweise das ganze Projekt "neu ausgerichtet" werden.
Das Projet zur Modernisierung des "Auszahlungssystems der Arbeitslosenkassen" (ASAL) wurde im August 2013 ohne Ausschreibung an CSC vergeben. Das Seco will das System ohne funktionelle Änderungen in Java neu schreiben lassen. Bereits vor knapp zwei Jahren kritisierten Insider, dass zwei Experten, die ASAL sehr gut kannten, den IT-Dienstleister verlassen hätten.
Software-Projekte im Seco stehen unter einem schlechten Stern: Im Januar 2014 wurde das Bundesamt im Zusammenhang mit IT-Beschaffungen der Arbeitslosenversicherung von einem ausgewachsenen Korruptionsskandal erschüttert.
Keine Tests, weil "Nicht in der gleichen Hermes-Phase"
Die jetzigen Probleme scheinen damit zu tun haben. Der Projektleiter ist gemäss der Zeitung erst seit zweieinhalb Jahren beim Bund und hat gemäss dem Bericht der EFK erst wenig Erfahrung mit Hermes-5, der vom Bund eingesetzten (umstrittenen) Projekt-Management-Methode.
Insbesondere war der Bund offenbar lange nicht in der Lage, die von CSC gelieferten Module zu testen. Die EFK schreibt poetisch, das Seco und der Bund hätten sich "nicht in der gleichen Hermes-Phase" befunden. Unterdessen hat man offenbar gewisse Module testen können und "grobe Mängel" ('Bund') gefunden. Bereits gelieferte Module könnten "zum grössten Teil nicht weiterverwendet" werden, sagte Seco-GL-Mitglied Oliver Schärli der Zeitung. Ja, es sei sogar möglich, dass das Projekt "neu ausgerichtet" werden müsse und man die "Anpassung des Technologiekonzepts" prüfen müsse.
"Neuausrichtung" in einem Softwareprojekt bedeutet im Normalfall, dass das Projekt gestoppt und neu aufgegleist wird. Bis August soll CSC nun nachliefern. Erst dann wird man den Terminplan überarbeiten können. Eine CSC-Sprecherin wollte sich nicht zu dem Projekt äussern und verwies auf das Seco.
Welche Seite für die offenbar heftigen Probleme verantwortlich ist und für die zu erwartenden Mehrkosten geradestehen muss, weiss man noch nicht. (hc)

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