Der SAP-Vorstandsvorsitzende Christian Klein sieht in KI-Anwendungen das grösste Potenzial für europäische Firmen. Um im globalen Wettstreit um die Vorherrschaft bei KI erfolgreich zu sein, brauche es nicht zwingend neue Rechenzentren, sagte er vor europäischen Medien.
Die Unternehmen in Europa besässen in mehreren Branchen weltweit führendes Know-how. Dieses Wissen, die jahrzehntelange Erfahrung und die zugehörigen Daten sollten genutzt werden, um KI-Anwendungen zu entwickeln, so Klein. Die etablierten Firmen könnten dafür einerseits mit innovativen Startups und andererseits der Wissenschaft zusammenspannen.
Europa sollte nach Ansicht des SAP-Chefs ausserdem in die Bildung investieren. Weltweit führende Hochschulen und Universitäten seien vorhanden. Sie müssten nun dafür Sorge tragen, dass Studierende und die Allgemeinbevölkerung die Potenziale von KI ausschöpfen können. Wie Klein sagte, müssten dafür nicht einmal die klügsten Köpfe abgeworben werden. Auch hier sei das Erfolgsrezept die Kooperation mit der Wirtschaft.
Nutzen der KI-Gigafactories
Im Unterschied zu Europa besässen die USA bereits mehrere grosse KI-Modelle, allen voran ChatGPT, gestand der SAP-Chef ein. Es sei nicht zielführend für europäische Unternehmen, diesen Vorsprung aufholen zu wollen. Da in den Vereinigten Staaten die Technologie vorhanden sei, sei es dort für die Regierung und die grossen US-amerikanischen Firmen sinnvoll, Projekte wie
Stargate zu lancieren, meint Klein. Dabei fliessen bis zu 500 Milliarden US-Dollar von OpenAI, Oracle und Softbank in KI-Rechenzentren.
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Initiative der Europäischen Union sieht der SAP-CEO hingegen kritisch. Die Staatengemeinschaft hatte Anfang Jahr angekündigt, "KI-Gigafactories" aufbauen zu wollen, um besonders leistungsstarke KI-Modelle trainieren zu können. Laut Klein sollten die Rechenzentren besser dafür genutzt werden, um KI-Anwendungen zu entwickeln und zu betreiben.
Der Vorstandschef des wertvollsten Konzerns Europas machte im Mediengespräch keinen Hehl daraus, dass SAP bei den KI-Anwendungen eine wichtige Rolle spielen wolle. Sein Unternehmen besitze Domänenwissen wie kein anderer Konzern. SAP könnte zum Beispiel mit Startups und Konzernen aus den Branchen Automotive, Energie oder Pharma zusammenspannen, um innovative Lösungen mit KI zu entwickeln und zu skalieren.