Per Anfang 2023 tritt in Kalifornien ein neues Gesetz in Kraft: Stellenausschreibungen müssen in dem US-Bundesstaat die Gehaltsspannen enthalten, um für mehr Lohntransparenz zu sorgen. Laut einem Bericht von
'CNBC' werden ab dann fast 200'000 Unternehmen mit 15 oder mehr Mitarbeitenden zu dieser Offenlegung verpflichtet sein, darunter zahlreiche Tech-Konzerne und -Firmen.
Wie
'CH-Media' herausgefunden hat, haben aber auch in der Schweiz bereits Unternehmen damit angefangen, Lohnbandbreiten in ihren Stelleninseraten zu nennen. Darunter befinden sich auch ICT-Jobs, wie eine Nachfrage von inside-it.ch bei 3 Unternehmen zeigt. Die Swisscom sucht für einen Hochschul-Praktikumsplatz einen "Step In Cloud DevOps Engineer": Lohn zwischen 34'000 und 64'000 Franken im Jahr. Die Post sucht ebenfalls einen IT-Trainee: Jahreslohn laut Inserat 78'000 Franken, 80'000 Franken in den letzten 6 Monaten des Programms. Bei Postfinance sind mehrere IT-Stellen ausgeschrieben, zum Beispiel für eine oder einen Java-Entwickler/in: Lohn zwischen 100'000 und 130'000 Franken bei einem 100%-Pensum. Für eine oder einen Senior-Oracle-Datenbank-Developer bietet Postfinance bei einem Vollpensum zwischen 120'000 und 140'000 Franken pro Jahr.
Besonders der ICT-Bereich schätzt die Lohntransparenz
Es handle sich um Pilotphasen, erklären uns die Medienstellen der Post und von Postfinance, diese würden derzeit ausgewertet. Die Post habe zuerst ein Pilotprojekt in der Region Ostschweiz und im Bereich der "Zustellung" durchgeführt, so Sprecherin Silvana Grellmann. "Bisher haben wir mit Ausnahmen der IT-Trainee-Stellen keine weiteren Stellen im ICT-Bereich ausgeschrieben, in denen die Lohnbandbreite angegeben wird." Mit der Pilotphase wolle die Post "Erfahrungen und Erkenntnisse sammeln im Hinblick auf eine breitere Umsetzung der Lohntransparenz in Stellenausschreibungen". Anschliessend würden nächste Schritte eingeleitet.
Postfinance habe bisher positive Erfahrungen mit der Transparenz besonders auch im ICT-Bereich gemacht, erklärt Sprecherin Dörte Horn. "Die Bewerber und Bewerberinnen schätzen die offene Kommunikation der Lohnbandbreite und Postfinance erhält viele positive Rückmeldungen." Man habe auch festgestellt, dass sich die Qualität der Bewerbungen auf solche Stellen leicht verbessert habe, "bei Einstiegsstellen sogar deutlich".
Von Seiten Swisscom heisst es, derzeit würden die Bereiche selbst entscheiden, ob sie eine Angabe zum Lohn machen wollen. "Aktuell werden vor allem bei Junior-Stellen Bandbreiten genannt", so Sprecherin Sabrina Hubacher gegenüber inside-it.ch. Zum Bereich ICT sagt sie: "In der Tendenz sind gemäss unseren Erfahrungen Lohnhöhe und Transparenz insbesondere bei ICT-Fachkräften ein wichtiges und rasch angesprochenes Thema. In dieser Branche gibt es generell höhere Transparenz durch mehr öffentlich zugängliche Infos über Löhne." Auch die Post erklärt: "Die ICT-Fachkräfte kennen ihren Wert und sind auch gut informiert, wo sie lohnmässig stehen." Da das Unternehmen wisse, dass das Thema Lohntransparenz einen hohen Stellenwert habe, "bieten wir in den Vorstellungsgesprächen bereits die volle Transparenz bezüglich Lohnbändern".
Migros beobachtet die Entwicklung "mit Interesse"
Ebenfalls eine Neuerung bei Stellenausschreibungen hat kürzlich Migros eingeführt. Dort werden seit Anfang Oktober
alle IT-Stellen gleich ausgeschrieben – nämlich mit einem Beschäftigungsgrad von 60 bis 100%. Damit soll "die Vereinbarkeit von Beruf und Privatem noch besser ermöglicht werden", so der Detailhandelsriese. Angaben zu Lohnbandbreiten werden bis jetzt aber noch nicht gemacht, schreibt uns die Medienstelle. "Bei der Migros ist eine standardmässige Lohntransparenz im Stellenausschrieb aktuell nicht vorgesehen. Dies ist allerdings ein interessanter Ansatz, den es weiter zu prüfen gilt." Gerade im ICT-Bereich würden die Lohnbänder regelmässig geprüft, "um sicherzustellen, dass wir marktgerechte, attraktive Löhne bezahlen. Wir dürfen auch sagen, dass wir keinen Gender-Gap bei den Löhnen haben."
Auch Swisscom betont, dass ein Gender-Gap vermieden werde. "Wir prüfen mit dem Lohngleichheitsinstrument des Bundes (Logib) periodisch die Lohnstruktur auf Unterschiede zwischen Männern und Frauen." Die bisherigen Untersuchungen hätten "geringe Lohnunterschiede an den Tag gelegt", die unter der vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann festgelegten Toleranzschwelle von 5% liegen würden.
Die Post erklärt: "Unabhängig von einer erweiterten Lohntransparenz liegt der Post das Thema Lohngleichheit zwischen Frauen und Männer am Herzen." Man verfolge das Ziel, nicht erklärbare Lohnunterschiede auszugleichen. Auch hier würden Unterschiede unter der Toleranzgrenze von 5% liegen, aber damit gebe sich die Post nicht zufrieden. "Sie will sich beim Thema Lohngleichheit im gesamten Konzern weiter verbessern", sagt Sprecherin Grellmann.