Seit fast 20 Jahren ist bei der Winterthurer Stadtpolizei das Programm "Back-Office Einsatz und Alarmverrechung" des IT-Dienstleisters Xplain im Einsatz. Dies schreibt der Winterthurer Stadtrat als
Antwort auf eine schriftliche Anfrage aus dem Stadtparlament.
Mit dem Programm würden "die im Alarmwesen anfallenden Kosten erhoben und in Rechnung gestellt". Beschafft wurde das Tool im Jahr 2005 freihändig, "weil die Kosten unter 100'000 Franken lagen", begründet der Stadtrat die Beschaffung. Ausserdem habe "kein weiterer Anbieter die Vorgaben für eine Schnittstelle zum Einsatzleitsystem erfüllt", heisst es weiter.
Rechnungsdokumente sind abgeflossen
Beim
Cyberangriff auf Xplain "war die Stadtpolizei als Rechnungsempfänger betroffen". Dabei seien die "Rechnungsdokumente abgeflossen, die im Rahmen des Kaufs erstellt wurden", schreibt der Stadtrat. Daten, die bei der Stadtpolizei liegen würden, seien von den Hackern nicht abgegriffen worden. Zuerst darüber berichtet, hatte die '
Republik'.
Wie der '
Landbote' (Paywall) ausführt, gehörte zu den gestohlenen Dokumenten unter anderem ein "Wartungsvertrag, der bis 2008 zurückreicht, über jährlich 8375 Franken für ein Produkt der Hexagon-Gruppe".
Stadtrat: "Alle Vorgaben wurden eingehalten"
Auf die Frage der Parlamentarierin Daniela Roth-Nater (EVP) und des Parlamentariers Fredy Künzler (SP), was der Stadtrat in puncto Beschaffung und Datenschutz unternehme, um solche Fälle künftig zu verhindern, heisst es lapidar: "Aus beschaffungsrechtlicher Sicht wurden bei der Beschaffung der Software von Xplain die Vorgaben der öffentlichen Beschaffung eingehalten."
Gegenüber der Winterthurer Lokalzeitung lobte die Datenschützerin der Stadt, Narcisa Wolf, die "gute Dokumentation seitens der Stadtpolizei", kritisiert aber, dass sie erst einen Monat nach dem Vorfall darüber informiert worden sei.
Grösserer Datenabfluss bei Convevis-Hack "unwahrscheinlich"
Wie es im Bericht weiter heisst, könnte die Stadtpolizei Winterthur auch vom
Cyberangriff auf den IT-Dienstleister Concevis betroffen sein, da das Programm eLicet des Unternehmens eingesetzt wird. Wie Stapo-Sprecher MIchael Wirz zum 'Landboten' sagte, könne das Ausmass des Datendiebstahls bei Concevis noch nicht abgeschätzt werden. "Ein grösserer Datenabfluss ist aufgrund der kurzen Zeitfenster der Hacker jedoch als unwahrscheinlich anzusehen", so Wirz.
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