Zoll-Hammer kostet Apple den Börsenthron

9. April 2025 um 09:21
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Foto: Brett Jordan / Unsplash

Die iPhone-Firma hat ihren Status als wertvollstes Unternehmen der Welt verloren. Die neuen US-Zölle auf Waren aus China liessen Anlegerinnen und Anleger flüchten.

Der US-amerikanische Technologie-Konzern Apple hat den Titel des wertvollsten Unternehmens an der Börse verloren. Anlegerinnen und Anleger fürchten die Folgen der von Präsident Donald Trump verhängten China-Zölle für den Konzern. Die Aktie büsste in den vergangenen Tagen über einen Fünftel ihres Werts ein.
Zur Nummer eins auf dem Börsenolymp wurde Microsoft erkoren.- Der Apple-Konkurrent wurde mit einem Marktwert von rund 2,64 Billionen Dollar bewertet. Apple lag mit knapp 2,6 Billionen Dollar dahinter.
Die meisten iPhones werden in China produziert. Zählt man alle Zollmassnahmen der Trump-Regierung zusammen, werden auf Einfuhren aus der Volksrepublik in die USA ab Mittwoch, 9. April, Abgaben von 104% fällig. Apple will nun zunächst iPhones aus Indien in die USA liefern, während Konzernchef Tim Cook eine Ausnahme von den Zöllen zu erwirken versuche, schrieb das 'Wall Street Journal'.
Um langfristige Investitionen in den Lieferketten umzukrempeln, sei die Lage noch zu unklar, hiess es unter Berufung auf informierte Personen. Für Waren aus Indien verhängte Trump einen Zoll von 27%.

Amerikaner sollen "winzige Schrauben reindrehen"

Die Botschaft aus dem Weissen Haus ist derweil unmissverständlich: Apple könne die iPhones für den amerikanischen Markt doch einfach in den USA produzieren. "Warum bauen sie das alles in China? Warum tun sie es nicht hier?", fragte Trumps Handelsminister Howard Lutnick schon vor Wochen.
Auf den Einwand, dass in China unter anderem die Arbeitskraft günstiger sei, entgegnete Lutnick damals: "Jetzt gibt es Roboter, die das machen können." In den USA werde das "Millionen und Millionen" von Jobs schaffen, etwa für Mechanikerinnen und Mechaniker, die die Roboter warten. Zuletzt schwärmte Lutnick: "Eine Armee aus menschlichen Wesen, die winzige Schrauben reindrehen, um iPhones zu produzieren – so etwas wird nach Amerika kommen."

iPhone für 3500 Dollar?

Branchenexperten, die sich mit Apples Lieferketten auskennen, zerlegen solche Gedankenspiele schnell. Wenn Apple seine iPhones etwa in einer Fabrik in New Jersey oder West Virginia bauen würde, läge der Preis eines Geräts bei 3500 Dollar, warnte Analyst Dan Ives von der Investmentfirma Wedbush. Verlegte der Konzern nur 10% der Lieferkette in die USA, würde ihn das rund drei Jahre und 30 Milliarden Dollar kosten, schätzte Ives im Nachrichtensender 'CNN'.
Kein anderes Unternehmen sei so stark von Trumps Zöllen betroffen, betonte der Marktexperte. "Das kann die Zukunft von Apple verändern." Needham-Analystin Laura Martin gab bei 'CNBC' zu bedenken, dass Apple rund drei Jahre gebraucht habe, um 14% der iPhone-Produktion nach Indien zu verlagern. Martin geht auch davon aus, dass der Konzern versuchen werde, die Preise für Endkonsumentinnen und Endkonsumenten in den USA unverändert zu lassen.

20 Jahre in China investiert

Aus Sicht des Marktexperten Craig Moffett von Moffett Nathanson gibt es "keine gute Antwort" von Apple auf die Zölle. Der Konzern habe 15 bis 20 Jahre lang in den Aufbau seiner aktuellen Lieferketten investiert. "Und das ist woanders schlicht nicht nachzubauen", sagte er. Es gehe nicht darum, in den USA Zement in den Boden für eine Fabrik zu giessen und Roboter zu bestellen, denn der US-Arbeitsmarkt gebe allein schon die nötigen Qualifikationen und Zahlen nicht her, argumentierte Moffett bei 'CNBC'.
Trumps Sprecherin Karoline Leavitt sagte, der Präsident sei "absolut" der Ansicht, dass Apple iPhones in den USA produzieren könne. Trump glaube, dass die USA durchaus die Arbeitskraft und die Ressourcen dazu hätten.

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