Länderspiel Schweiz – Portugal am 21. Mai 1945 in Basel (1:0). Foto: Hans Bertolf / Staatsarchiv Basel-Stadt
Eine neue Webplattform soll den Zugang zum umfangreichen Archivmaterial vereinfachen. Hunderttausende Datensätze sind bereits erschlossen.
Es sei ein Schweizer Pilotprojekt, schreiben die Staatsarchive von Basel-Stadt und St. Gallen in ihren jeweiligen Mitteilungen. Die beiden Archive haben gemeinsam den "Digitalen Lesesaal" (DLS) entwickelt. Mit einer neuen Webplattform "für Recherche, Stöbern und Bestellen" soll der Zugang zu den Archivbeständen erleichtert werden.
"Digitalisierte Bilder, Filme und Akten können in hoher Auflösung am Bildschirm betrachtet werden. Originalarchivalien lassen sich mit wenigen Klicks zur Einsicht in den Lesesaal bestellen", schreibt das Staatsarchiv Basel-Stadt. Lehrkräfte erhalten Zugang zu Quellensammlungen und Unterrichtseinheiten, Nutzerinnen und Nutzer können ihre Suchresultate jetzt in Mappen speichern.
Foto: Staatsarchiv St. Gallen
Ab Frühling 2023 sollen Nutzende Digitalisate selbständig herunterladen können, heisst es aus St. Gallen. Gleichzeitig werde die Einsicht in textliche Archivalien, die ausschliesslich digital existieren, online möglich. Die Anwendung sei auch für Smartphones kompatibel. Im St. Galler Staatsarchiv seien derzeit rund 400'000 von insgesamt fast 900'000 Datensätzen online frei abrufbar.
Zusammenarbeit der Staatsarchive mit 4teamwork
Die effektive Programmierung des DLS von der Vergabe des Auftrags bis zum heutigen Stand beim Launch habe ziemlich genau 2 Jahre gedauert, erklärt Esther Baur, Staatsarchivarin Basel-Stadt, auf unsere Anfrage. "Die inhaltlichen Vorbereitungen, unter anderem die Definition der Anforderungen dauerte länger." Das DLS sei Bestandteil eines Investitionsprojektes mit mehreren Teilprojekten, das 2015 vom Basler Grossen Rat bewilligt wurde. Auch in St. Gallen gehört die Einführung des DLS zur Schwerpunktplanung der Regierung mit dem Ziel, staatliche Dienstleistungen zu digitalisieren und Wissensinstitutionen zu fördern.
Neben den beiden Archiven war an der Entwicklung auch der Berner Cloud- und E-Government-Anbieter 4teamwork beteiligt, der im vergangenen September von Fabasoft übernommen wurde. "4teamwork hat 2020 den Auftrag erhalten und die programmtechnische Realisierung geleistet", so Baur.
Open-Source-Lösung auch für andere Archive
Laut der Staatsarchivarin sind weitere Ausbauschritte vorgesehen: "User Generated Content (UGC) wie Kommentieren von Metadaten, Transkribieren, Einsicht in aufgrund von Datenschutz oder Urheberrecht noch geschützte Unterlagen für berechtigte Benutzende auf Antrag, Reproduktionsbestellungen inklusive E-Payment, Verwaltungsausleihe sowie Ausbau der Features im Vermittlungsbereich."
Der Digitale Lesesaal sei bewusst als Open-Source-Lösung entworfen, "in optimaler Abstimmung mit den übrigen Informatikanwendungen", betont das Basler Staatsarchiv. Es sei bereits von vielen Archiven, nicht nur Staatsarchiven, Interesse an dieser Lösung bekundet worden. "Konkret wird die Dokumentationsstelle der Gemeinde Riehen den DLS Anfangs Dezember 2022 als nächstes Archiv einführen", erklärt Baur.