Welcher war Ihr erster Computer und woran erinnern Sie sich speziell?
Ein Tulip PC Compact 2. Speziell erinnere ich mich an die 5 1/4-Zoll-Floppies und wie diese jeweils herumgezickt haben. Ich habe an der Computerbörse in Zürich ein paar Mal alte Speichermedien gekauft und versucht, alle darauf enthaltenen Dateien auszuführen. In der heutigen Zeit wäre das fatal!
Gibt es einen Informatikberuf, den Sie nicht mehr ausüben möchten und warum?
Ich finde, in allen Bereichen der Informatik gibt es Spannendes zu erleben, aber Google Analytics oder eine Google Captcha in eine Website integrieren, würde ich nie mehr tun wollen.
Wie wird sich Ihre Stelle in den nächsten Jahren verändern?
Unser Team wird weiter wachsen, um den steigenden Ansprüchen gerecht zu werden. Zudem werden Koordination und Organisation sicherlich in Zukunft mehr Zeit in Anspruch nehmen als die eigentliche Software-Entwicklung.
Was raten Sie jungen Informatikerinnen und Informatikern, die Karriere machen wollen?
Das hängt natürlich davon ab, was man unter "Karriere machen" versteht. Wenn es darum geht, erfolgreiche Software-Entwickler zu werden – und für mich ist das Karriere –, dann ist mein Rat: Seid mutig und pragmatisch. Es gibt immer was zu verbessern, aber eine Software muss auch mal veröffentlicht werden.
Was lernten Sie erst in Ihrer jetzigen Rolle und nicht vorher?
Als Informatiker hat man nie ausgelernt, sondern wird täglich mit neuen Dingen konfrontiert. Was ich jedoch sicher gelernt habe, ist das Führen von Mitarbeitern.
Welche IT-Produkte oder -Dienstleistungen von früher vermissen Sie heute?
Kein bestimmtes Produkt, aber mir fehlen die Hürden einer Software, die einem dazu zwangen, zu überlegen, wie die Daten sicher geteilt werden sollen und wer Einsicht haben darf. Heute ist es zu einfach, sensible Daten blind mit irgendwelchen Online-Diensten zu bearbeiten und zu teilen. Geteilte Dokumente liegen unverschlüsselt auf Servern von grossen Unternehmen, während man früher eher Herr über die Daten war und die Dokumente nur lokal bei sich gespeichert hatte.
Wird es im Laufe der Karriere einfacher oder schwieriger, sich für Technologie-Versprechungen zu begeistern?
Eher einfacher: Mit mehr Erfahrung ist es leichter, einzuschätzen, ob eine Technologie die Versprechen hält, die sie anpreist.
Welche Technologie wird in den nächsten 5 Jahren Ihrer Meinung nach den grössten Einfluss auf die IT-Branche und Ihre Branche, die sichere Kommunikation, haben? Und warum?
Quantencomputer, welche unter Umständen aktuellen Verschlüsselungstechnologien die Daseinsberechtigung schwer machen. In der Tech-Branche eine Vorhersage auf fünf Jahre zu machen, ist jedoch unmöglich, wenn man bedenkt, dass das erste iPhone (und somit auch das erste richtige Smartphone) vor erst 15 Jahren auf den Markt kam.
Gibt es eine Entwicklung in der IT, die Sie für total überschätzt halten?
Eigentlich nicht, denn die meisten Ideen und wegweisenden Entwicklungen wurden zu Beginn belächelt. Häufig liegt dies daran, dass man das Produkt oder die Technologie (noch) nicht ganz versteht.
Was haben Sie persönlich in der Corona-Krise gelernt?
Dass in einer Krise die Entscheidungswege plötzlich kürzer werden. Und wie wichtig ein guter Bürostuhl im Homeoffice ist.
Zur Person:
Silvan Engeler ist einer der drei Threema-Gründer und versteht seine Aufgabe als Head of Software Engineering darin, sicherzustellen, dass die Nutzer der Threema-App weiterhin sicher kommunizieren. Die Qualität der Threema-Software auf dem hohen Level zu halten, auf dem sie bereits ist, ist ihm besonders wichtig.