Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) hat die Resultate des Nationalen Forschungsprogramms "Big Data" (NFP 75) veröffentlicht. Das Projekt wurde 2015 mit dem Ziel gestartet, neue Erkenntnisse zu Datenanalytik, Datenmanagement und Datensicherheit zu gewinnen. Dabei sei es auch darum gegangen, die gesellschaftlichen und regulatorischen Herausforderungen zu erkennen, schreibt der SNF in einer Mitteilung.
Insgesamt wurden während 8 Jahren 37 Forschungsprojekte mit total 25 Millionen Franken unterstützt. Gezeigt habe sich dabei, dass die zunehmenden Hard- und Softwaretechnologien eine immer grösser werdende Sammlung und Analyse von Datenmengen zulassen. Gleichzeitig würden damit aber auch Probleme entstehen.
An einer Medienkonferenz in Bern sagte Friedrich Eisenbrand, Professor für Mathematik an der EPFL, dass es bei der Sicherung demokratischer Prozesse, bei der Gleichbehandlung und Fairness, oder auch bezüglich des Rechts auf Anonymität im öffentlichen Raum noch diverse Hürden zu überwinden gilt.
"Das Programm fördert das Wertschöpfungspotential von Big Data in vielen Bereichen und stärkt die Forschung zu diesem Thema in der Schweiz", sagte Christian Jensen, Präsident der Leitungsgruppe des NFP 75. Auch er hielt fest, dass die geleistete Arbeit auf verschiedene Herausforderungen hinweist. Diese gelte es zu bewältigen, um Big Data verantwortungsvoll einzusetzen und gleichzeitig das volle Potenzial auszuschöpfen.
Mehr Vertrauen nötig
Für den bestmöglichen Nutzen von Big Data spielt die Verfügbarkeit und die Zugänglichkeit von qualitativ hochwertigen Daten eine entscheidende Rolle. Die Erfassung und Verwendung der Daten unterliegt jedoch verschiedenen gesellschaftlichen und technischen Herausforderungen. "Unsere Umfrage und Medienanalyse zeigt, dass die Bevölkerung Big Data nicht nur Misstrauen entgegenbringt, sondern auch an ihre Potenziale glaubt", hielt Markus Christen, Geschäftsführer der Digital Society Initiative an der Universität Zürich fest.
Damit ein gerechtfertigtes Vertrauen in die datenverarbeitenden Prozesse aufgebaut werden kann, sei ein verantwortungsvoller Umgang unumgänglich. Hier stehe insbesondere auch die Gesetzgebung in der Pflicht. Gerade diejenigen Projekte des Forschungsprogramms, die sich mit gesellschaftlichen, rechtlichen und ethischen Fragen im Zusammenhang mit der Entwicklung und Nutzung von Big Data befassten, hätten regulatorische Defizite aufgezeigt, heisst es in der Mitteilung.
Bedürfnisse und Nutzen in Einklang bringen
Daten seien als Wirtschaftsgut immer wertvoller geworden, betonten auch die Teilnehmenden an der Pressekonferenz. Grenzüberschreitende Harmonisierungen in der Regulierung werden dabei aber durch nationale Unterschiede bei Datenschutz und Sicherheit erschwert. Ein Projekt zum internationalen Handelsrecht hat dessen wachsende Bedeutung unterstrichen und auch aufgezeigt, wie dieses Recht in datengesteuerten Volkswirtschaften besser genutzt werden kann.
"Die Schweiz könnte dabei als innovatives und global vernetztes Land eine wichtige Rolle spielen", sagte Mira Burri, Professorin für Internationales Wirtschaftsrecht an der Universität Luzern. Dank der zahlreichen internationalen Organisationen mit Sitz in der Schweiz, befände sich das Land in einer einzigartigen Position, um die Harmonisierungsaktivitäten der transnational ausgerichteten Institutionen zu unterstützen.
Die Spitzenforschung im Bereich der Datentechnologie sei ein Schlüssel, um diese grundlegenden gesellschaftlichen Umwälzungen zu steuern und von ihnen zu profitieren. Als Gesellschaft würden wir ein grosses Interesse daran haben, sagte sie. Ein weiterer Faktor sei der Fortschritt auf der gesellschaftlichen und regulatorischen Ebene. Wenn beide Aspekte nicht zusammenspielen, könnten falsche Anreize geschaffen werden und die Gesellschaft an Einfluss verlieren.
Die Förderung von Kompetenzen und Ressourcen müsse in beiden Bereichen gleichermassen geschehen, um Bedürfnisse und Nutzen in Einklang zu bringen.
Big Data immer wichtiger
Der Umgang mit Daten wird immer wichtiger. Das betrifft sowohl die Grundlagen für Innovation als auch die Sicherstellung eines verantwortungsvollen Datenschutzes. Deshalb setzt das Forschungsprogramm darauf, dass in der Schweiz Kompetenzen für die Entwicklung und Nutzung von Big Data aufgebaut werden. Damit sollen neue Technologien für die Verarbeitung sehr grosser Datenmengen, interdisziplinäre Ansätze für die Entwicklung neuer Anwendungen oder rechtliche und ethische Fragen im Zusammenhang mit Big Data erarbeitet werden.
Insgesamt sollen mit NFP 75 die Forschungs- und Innovationskapazitäten in der Schweiz gestärkt werden. Dafür seien im Projekt neuartige Infrastrukturtechnologien, konkrete Anwendungen und die Auseinandersetzung mit den damit verbundenen gesellschaftlichen Fragestellungen gefördert worden. Dabei sei aber auch ein Bewusstsein für Kernaspekte von Big Data geschaffen, Kompetenzen gefördert, Stakeholder aus vielen verschiedenen Bereichen miteinbezogen und relevante gesellschaftliche Herausforderungen adressiert worden.
(Mit Material von Keystone-sda)