Borussia Dort­mund testete Gesichts­er­ken­nungs-System beim Stadion-Zutritt

5. März 2024 um 13:03
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Foto: Chris Hahn / Unsplash

Im Rahmen eines Pilotprojekts hat Borussia Dortmund das Zutritts­manage­ment des Sicherheits­diensts mittels Gesichts­er­ken­nung getestet. Mit dabei: Ein Schweizer Unternehmen.

Über 80'000 Zuschauerinnen und Zuschauer fasst das Stadion von Borussia Dortmund, das fast an jedem Heimspiel ausverkauft ist. Für Ruhe und Sicherheit sorgen am Spieltag rund 1500 Sicherheitskräfte, in Deutschland Ordnungsdienst genannt.

Sicherheitsdienst unterwandert

Diese Mitarbeitenden sind selten fest beim Verein angestellt, sondern arbeiten auf Stundenbasis oder im Mandat über andere Firmen. Weil sich in der Vergangenheit auch Personen aus der rechtsradikalen Szene Dortmunds unter das Sicherheitspersonal gemischt hatten, um Gleichgesinnte ins Stadion zu schleusen, hat der Verein scharfe – und aufwändige – Zutrittskontrollen eingeführt.
Um diese "Check-ins" effizienter zu gestalten, testete Borussia Dortmund an einem Spieltag in der vergangenen Saison den Einsatz der Gesichtserkennungssoftware Sentinel des Schweizer Startups Ava-X, wie der Broschüre "Stadium Innovations" (PDF) der Deutschen Fussball-Liga (DFL) zu entnehmen ist.

Effizientere und sicherere Zutrittskontrolle

Die Zutrittskontrolle mittels Gesichtserkennung sei effizienter, erhöhe die Sicherheit und senke die Personalkosten für die Vereine, heisst es dort. Beim Einchecken werden die Gesichter der temporären Mitarbeitenden mit im System gespeicherten Daten und Profilfotos abgeglichen, was "zu einer Zeitersparnis von fünf bis zehn Sekunden pro Person führt". Bei 1500 Mitarbeitenden können somit sämtliche Kontrollen mindestens zwei Stunden schneller durchgeführt werden.
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Check-in-Bereich des Ordnungsdiensts im Stadion von Borussia Dortmund. Foto: zVg
Wie in der Broschüre weiter steht, habe eine intensive Abstimmung zwischen dem Datenschutzbeauftragten des BVB, dem Beauftragten für Datenschutz des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen sowie Ava-X stattgefunden. Im Zuge dessen seien Fotos des Sicherheitspersonals von Borussia Dortmund an den Anbieter übermittelt worden, dieser habe die für den Pilotversuch nötige Kamera und Software zur Verfügung gestellt. Würde der BVB das System beschaffen, fallen laut DFL einmalig ein "niedriger bis mittlerer fünfstelliger Betrag" sowie monatliche Betriebskosten von 2000 Euro an.

Abstimmung mit der Datenschutzbeauftragten

"Im Rahmen des Pilotprojekts erwies sich das automatische Gesichtserkennungssystem für die Akkreditierung von Spieltagspersonal, einschliesslich Sicherheits- und Cateringpersonal, als äusserst vielversprechend”, bilanziert die DFL. Das Sicherheitsniveau sei durch die "Minimierung menschlicher Fehlerquellen und die effektive Verringerung des Missbrauchspotenzials" höher als bisher. Darüberhinaus habe die Geschwindigkeit beim Kontrollprozess überzeugt.
In einem aktuellen Schreiben der Datenschutzbeauftragten von Nordrhein-Westfalen, das inside-it.ch vorliegt, wird die geplante Speicherdauer der Bilder von zehn Werktagen bemängelt. Diese sei "ausserhalb des Pilotprojekts" nicht nachzuvollziehen. Abgesehen davon hat die Behörde keine Einwände. Sie geht davon aus, dass "im Zuge der Einführung des Verfahrens im Echtbetrieb weitere Erfahrungen gewonnen werden". Darüber sollen die Beteiligten bis Ende 2024 in einem Erfahrungsbericht Stellung beziehen.
Interessenbindung: Ava-X gehört wie Inside IT zum Unternehmen Deep Impact.

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