Der Winterthurer RZ-Anbieter Grapin Data Center ist Konkurs und Kunden ziehen um. 2 Vertreter des Managements bestätigen auf Anfrage von inside-channels.ch, man habe die Bilanz im November deponieren müssen.
"Die Grapin Data Center AG war seit 2019 in einem Refinanzierungsprozess. Im Mai 2020 hätte das Geld von einem Investor kommen sollen. Der Lockdown und die Covid-19-Situation haben sich auf den Finanzierungsprozess ausgewirkt und diesen bis heute beeinträchtigt", erklären die Vertreter des Managements. Ausstehende Kundenzahlungen hätten "die Situation zusätzlich belastet".
In einem uns vorliegenden Brief vom 26. November 2020 an Kunden heisst es: "Der Herausforderung der Sanierung" habe sich das Grapin-Team gestellt und versucht "mit Gläubigern, neuen Investoren, Lieferanten und nicht zuletzt mit der Vermieterin Lösungen zu suchen, um den Betrieb nachhaltig aufrecht zu erhalten. Heute muss ich Ihnen mitteilen, dass durch die bestandene Schuldenlast, bestehende Forderungen von Gläubigern und letztlich den Ausfall von Debitoren eine Konkurseröffnung unvermeidlich ist."
Davon betroffen seien voraussichtlich drei Mitarbeitende und diese würden ab Januar 2021 von der Grapin AG weiterbeschäftigt. "Sie werden ihre Kompetenzen in den jeweiligen Business Cases einbringen können", so die Verantwortlichen, die sich auf RZs spezialisiert haben.
Die Kunden habe man "ordentlich vor der Bilanzdeponie informiert und wir bieten allen Kunden vollen und transparenten Support". Im Brief heisst es: "Einige Kunden haben bereits Ihre Schlüsse gezogen und bei uns um Zugang zum Data Center gebeten um Ihr Material abzubauen. Der freie Zugang zum Data Center ist durch das bereits vollstreckte Ausweisungsverfahren nicht mehr möglich und bedarf einer geregelten Koordinierung."
Wir wissen von mindestens einem bekannten Schweizer IT-Unternehmen, welches informiert wurde und sein RZ nun "evakuiert", wie ein Mitarbeitender den Zügel nannte.
Die Kunden müssen sich mit dem Umzug allerdings beeilen. Denn es könnte sein, dass dem Grapin Data Center der Strom abgestellt wird. "Die Möglichkeit besteht tatsächlich. Wir warten auf die Konkurseröffnung und den Entscheid des Konkursverwalters," so ein Management-Vertreter.
Grapin Data Center, mit Hauptsitz an der Adresse der Grapin AG in Wallisellen nahe Zürich, betrieb bis anhin ein RZ in Winterthur, das nach Eigenangaben nach TIER III- beziehungsweise für Teilbereiche nach TIER IV-Standards gebaut worden war.
Das RZ in Winterthur firmierte ab 2015 als Datahub, und war mit 1100 Quadratmetern in Betrieb gegangen mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) als Ankerkundin.
Auf Anfrage sagt die Hochschule: "Die ZHAW steht im Kontakt mit der Grapin Data Center AG, in deren Räumlichkeiten eines der beiden Rechenzentren der Hochschule betrieben wird. Es wurden der Situation entsprechende Massnahmen getroffen. Für einen wie auch immer verursachten Ausfall eines Rechenzentrums stehen unsere zentralen IT-Dienste redundant in einem zweiten Rechenzentrum zur Verfügung."
Grapin Data Center warb damit, die Daten ausschliesslich in der Schweiz zu speichern und im Juni 2020 meldete die Firma auf Linkedin, man verfüge über 340 m² bezugsbereite Fläche.
Grapin Data Center entstand laut dem Management aus markenrechtlichen Gründen aus der Firma DataHub. Die Firma Datahub Networks war an derselben Adresse beheimatet und meldete 2019 den Konkurs an,
wie wir exklusiv berichteten.
Update (9.12.2020): Der Text wurde um die Stellungnahme der ZHAW ergänzt und präzisiert bezgl. der Namen der Firma.