Regelmässig wird Facebook vorgeworfen, das Unternehmen sei zu gross und mächtig. Kritiker und Aufsichtsbehörden fordern schon länger
Möglichkeiten zur Regulierung des Technologiekonzerns. CEO Mark Zuckerberg scheint aber andere Pläne zu haben: Regelmässig erweitert er das Portfolio seiner Firma durch Zukäufe, auch bei der Konkurrenz. Wie 'Recode' berichtet, hat Facebook nach 2018 – dem Jahr des
Cambridge-Analytica-Skandals – mehrere grosse Übernahmen getätigt. Der Datendienst Pitchbook verzeichnete in den letzten drei Jahren mindestens 21 Akquisitionen.
Die grosse Shoppingtour
Gemäss dem US-Tech-Magazin hat Facebook dabei eine Vielzahl an Konkurrenten übernommen. So wurde unter anderem die GIF-Plattform Giphy oder der Unternehmenssoftwareentwickler Kustomer akquiriert. Daneben konzentrierten sich die Übernahmen aber auch auf die Bereiche Spiele und virtuelle Realität. Das ergibt insbesondere vor dem Hintergrund des kürzlich vorgestellten
Metaverse Sinn.
Nur einen Tag, nachdem der Facebook-Konzern die
Namensänderung in Meta bekannt gegeben hatte, wurde mit Within ein von Virtual-Reality-Pionier Chris Milk mitbegründetes Unternehmen aufgekauft. Der Entwickler von Supernatural, einer Fitness-App, die mit einer VR-Brille funktioniert, wurde gemäss 'Recode' zu einem Kaufpreis von über 500 Millionen Dollar übernommen.
Ebenfalls im Zusammenhang mit Metaverse soll gemäss dem IT-Magazin die Akquise von Unit 2 Games stehen. Die Firma hat eine Plattform für die gemeinsame Entwicklung von Spielen hergestellt. Weiter eingekauft hat Facebook Bigbox VR, dem Entwickler eines beliebten Spiels für die Oculus-VR-Brille, und Downpour Interactive, ein weiterer Hersteller von VR-Spielen.
Dass die Konkurrenz gross ist, gibt Facebook gegenüber dem amerikanischen IT-Magazin offen zu: "Während wir in das Metaverse investieren, wissen wir, dass wir bei jedem Schritt einem harten Wettbewerb mit Unternehmen wie Microsoft, Google, Apple, Snap, Sony, Roblox, Epic und anderen ausgesetzt sind."
Die Schwierigkeit der Regulation
Die Akquisitionswelle von Facebook macht deutlich, wie schwierig es für Kartellbehörden ist, sich mit einer sehr schnelllebigen und unberechenbaren Branche auseinanderzusetzen. Selbst die strengsten kartellrechtlichen Massnahmen der letzten Jahre, zielten lediglich darauf ab, vermeintliche Fehler aus der Vergangenheit zu korrigieren. Ob die
neusten Gesetzte ausreichen werden, um Facebook künftig nachhaltig zu regulieren, wird sich zeigen. Gemäss dem Autor des Berichts wurden Nachfragen zu den regulatorischen Massnahmen betreffend die Whatsapp- und Instagram-Käufe durch Facebook von der Federal Trade Commission nicht beantwortet.
Ebenfalls kritisch sieht die Einkäufe des Techriesen Ethan Zuckerman, Professor für Public Policy, Kommunikation und Information an der University of Massachusetts in Amherst. In einem Interview mit der 'NZZ' sagt er: "Facebook hat viele Kräfte entfesselt, die das Unternehmen selber nicht begreift und von denen es nicht weiss, wie es sie in den Griff bekommen soll." Gemäss ihm schafft es die Social-Media-Plattform bereits heute nicht, offensichtliche Falschmeldungen rechtzeitig zu entfernen. Für den Internetkenner wäre es deshalb wichtiger, dass sich Facebook zuerst um seine bestehenden Probleme kümmert, bevor mit der Umsetzung eines Metaversums weitere massive Schwierigkeiten bei der Moderation und Governance der Kanäle entstehen.