Ein Jahr Meta: Das Metaverse bleibt in weiter Ferne

24. Oktober 2022 um 09:21
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Mark Zuckerberg. Foto: Anthony Quintano unter CC BY 2.0

Sogar Mark Zuckerberg gibt zu, dass es noch viele Jahre dauern könnte, bis die Technologie reif ist.

Als der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg vor einem Jahr ankündigte, dass sich sein Unternehmen in Zukunft auf virtuelle Welten konzentrieren werde und er dem Konzern den neuen Namen Meta verpasste, geizte er nicht mit grossen Worten. "Wir sind überzeugt, dass das Metaverse der Nachfolger des mobilen Internets sein wird", verkündete er. Die Technik werde das Gefühl von Anwesenheit erzeugen, "als wären wir direkt da, mit den Leuten, egal, wie weit entfernt wir tatsächlich sind."
Ein Jahr später scheint diese Vision nicht näher gekommen zu sein. Der Konzern heisst jetzt zwar Meta statt Facebook. Aber seine tragende Säule sind nach wie vor die Werbeeinnahmen, die Facebook und Instagram mit ihren Milliarden Nutzern einbringen. Zuckerberg betont mittlerweile, dass der Wandel Zeit brauchen werde. "Es ist nicht so, dass diese Sachen in einem oder sogar in zwei, drei Jahren reif sein werden", sagte er jüngst in einem Gespräch mit 'The Verge'. Gleichzeitig räumte er ein, dass dies zu einer grossen Desillusionierung führen werde. Meta sei aber entschlossen, die Entwicklung trotzdem voranzutreiben. "Wir werden dies das nächste Jahrzehnt lang tun oder so lange wie es sein muss."

Hohe Entwicklungskosten, sinkende Einnahmen

Die Entwicklung seines Metaversums kostet Meta Milliarden. Allein im ersten Halbjahr dieses Jahres häuften die Reality Labs, der Konzern-Bereich, in dem alles rund um das Metaverse und VR-Brillen gebündelt ist, einen operativen Verlust von rund 5,77 Milliarden Dollar an.
Der Facebook-Konzern kann diese Investitionen gegenwärtig durchaus noch schultern. Allerdings haben Zuckerberg und Meta gleichzeitig das Problem, dass ihr Kerngeschäft weniger Geld bringt. Die Meta-Apps warfen im ersten Halbjahr einen operativen Gewinn von 22,65 Milliarden Dollar ab. Ein Jahr zuvor waren es noch 28 Milliarden gewesen.
Zum einen fahren wegen des Inflationsdrucks und Konjunktursorgen die Werbekunden ihre Marketing-Ausgaben zurück. Zum anderen kosten Apples Massnahmen zum Schutz der Privatsphäre Meta Milliarden. App-Anbieter wie Facebook müssen iPhone-Nutzer inzwischen um Erlaubnis fragen, wenn sie ihr Verhalten quer über verschiedene Dienste und Anwendungen nachverfolgen wollen. Viele User lehnen das ab und mindern so die Einnahmen durch Geschäftsmodelle in der Online-Werbung, die auf diesem permanenten Tracking basieren.
Zuckerberg versicherte allerdings, dass man die Investitionen in die Zukunft nicht kürzen werde. Stattdessen werde in anderen Bereichen gespart. Und Meta hofft, Unternehmen für die Idee virtueller Welten zu begeistern, in denen ihre Abläufe und Geschäfte Platz finden könnten. Die rund 200 Millionen PCs, die jährlich hauptsächlich für berufliche Zwecke gekauft würden, könnten durch Metaverse-Technik wie Brillen ersetzt werden, sagte er. Irgendwann jedenfalls. Denn auch bei der gerade erst vorgestellten VR-Brille Quest Pro für 1400 Dollar schränkte er ein, dass erst spätere Generationen den nötigen Reifegrad erreicht haben werden.
Er sei froh, die Neuausrichtung in der eher heilen Welt vor einem Jahr angestossen zu haben, statt unter dem heutigen Druck, resümierte Zuckerberg. Wie lange er dem Metaverse-Traum weiter hinterherjagen kann, wird aber massgeblich von der Profitabilität des Facebook-Geschäfts abhängen.

Streben nach der eigenen Plattform

Zuckerbergs Wunsch, die führende Rolle bei der nächsten Computer-Plattform zu spielen, ist verständlich. Denn im mobilen Internet mit den heutigen Smartphones ist Meta trotz Milliarden Nutzern nur ein Gast auf den Plattformen von Apple und Google, das die Schlüsselrolle beim Android-System spielt. Mit einem Metaversum, das von Meta dominiert wird, würde der Zuckerberg-Konzern nicht mehr von solchen Partnern abhängig sein.
Allerdings ist Meta bei weitem nicht das einzige Unternehmen, das im Metaverse Fuss fassen will. Auch Microsoft und Google wollen mitmischen. Ein weiterer Player will der auf Grafikkarten und künstliche Intelligenz spezialisierte Chiphersteller Nvidia mit seiner "Omniverse"-Plattform sein, in der Unternehmen zum Beispiel ganze virtuelle Werke einrichten können, um die Abläufe zu optimieren.
Auch der Apple-Konzern, mit dem Meta aktuell im Clinch liegt, reiht schon seit Jahren seine Metaverse-Bausteine auf, obwohl man das Konzept dort vielleicht nicht so nennt. Von Apple wird zunächst eine Augmented-Reality-Brille erwartet, die ähnlich wie die Quest Pro mit Kameras ihre Umgebung aufnehmen und diese dem Nutzer mit zusätzlichen Details versehen anzeigen kann. 2023 könnte es laut Medienberichten und Analysten so weit sein. Dann dürfte sich der Kampf um das Metaverse noch einmal zuspitzen.

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