EU nimmt sich wohl Telegram an

29. Mai 2024 um 10:26
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Foto: Christian Wiediger / Unsplash

Berichten zufolge zweifeln die EU-Regulierer, dass die Messenger App weniger als 45 Millionen Nutzende in der Region hat. Die Zahl ist relevant, denn wird sie überschritten, drohen strengere Regeln.

Die EU befindet sich laut einem Bericht von 'Bloomberg' in Gesprächen mit Telegram. Der Messenger-App-Anbieter behauptet, in der EU nur 41 Millionen Nutzerinnen und Nutzer zu haben. Die Regulierungsbehörden sehen diesen Wert aber skeptisch.
Die Zahl ist relevant. Denn im Rahmen des Digital Services Acts (DSA) der EU gelten für Plattformen ab 45 Millionen Nutzenden strengere Regeln. Verstösse gegen den DSA können zu hohen Geldstrafen von bis zu 6% des Jahresumsatzes führen.
"Im Februar 2024 hatte Telegram in den vorangegangenen sechs Monaten einen geschätzten Durchschnitt von 41 Millionen monatlich aktiven Nutzern in der EU", hiess es früher auf einer jetzt nicht mehr existierenden Seite über Telegram, die im Internet Archive aber noch auffindbar ist. Es sei unklar, warum diese Informationen bei Telegram jetzt nicht mehr online seien, so der Bericht (Paywall).

Desinformationen verbreiten sich "völlig unkontrolliert"

Sollte sich herausstellen, dass Telegram mehr als 45 Millionen Nutzende hat, würde die Plattform als VLOP (very large online platform) eingestuft. Das könnte bedeuten, dass das Unternehmen für Inhalte, die auf dem Service gehostet werden, verantwortlich ist. Dabei geht es nicht um Privat-, sondern um grosse Gruppen-Chats oder Channels.
Telegram steht immer wieder in Kritik, weil die App von russischen Akteuren verwendet wird, um Falschinformationen zu verbreiten. Einem internen Assessment der EU zufolge, das 'Bloomberg' vorliegt, sind die Hauptthemen der russischen Desinformationsbemühungen der Krieg gegen die Ukraine, der Konflikt im Nahen Osten, die Einwanderung, der Klimawandel und die bevorstehenden Wahlen des Europäischen Parlaments.
"Desinformationen verbreiten sich offen und völlig unkontrolliert auf Telegram", wird die estnische Premierministerin Kaja Kallas zitiert. Der ehemalige Zuständige des slowakischen Zentrums für die Bekämpfung hybrider Bedrohungen ergänzt: "Telegram ist bei verschiedenen prorussischen Akteuren sowie bei Personen, die seit langem Desinformationen verbreiten, sehr beliebt, weil es fast keine Inhaltsmoderation gibt." Die Regeln seinen in dieser Hinsicht "sehr, sehr lax", fügt Daniel Milo an.

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