2026 muss das automatisierte Fingerabdruck-Identifikationssystem (Afis) des Bundesamts für Polizei (Fedpol) ersetzt werden. Rund 25 Millionen Franken
wurden für das Projekt gesprochen – auch damit das Fedpol neu eine automatisierte Gesichtserkennung erhalten kann. Es geht um ein immenses Abfragevolumen: Pro Jahr werden über das heutige System 340'000 Identifikationsanfragen bearbeitet. Neu sollen bis zu 1 Million Gesichter geprüft werden können.
Der Facial-Recognition-Teil führte im Frühling zu Diskussionen. Das Fedpol hatte nach Recherchen von 'CH Media' erst darauf bestanden, dass es sich um einen "Gesichtsbildabgleich" handle und keinesfalls um die umstrittene Facial-Recognition-Technologie. Diese "Richtigstellung"
musste das Fedpol aber zurückziehen.Nun hat das Bundesamt einen Request for Information (RFI) gestartet, um zu prüfen, welche Nachfolgelösungen für das heutige Afis existieren. Dies ist einer heute publizierten Mitteilung auf der Beschaffungsplattform Simap zu entnehmen. Bis Ende 2026 steht demnach noch ein System der Firma Idemia im Einsatz, das 2016 in Betrieb genommen worden war. Anfang 2027 soll das neue System aber operativ sein.
1 Million Gesichtsbilder in der Datenbank
In den Unterlagen zum RFI, die inside-it.ch vorliegen, schreibt das Fedpol offen von "Face Recognition". Die optionale Beschaffung des Moduls wird damit aufgegleist, möglicherweise bevor eine rechtliche Grundlage besteht. "Einzelne Polizeikorps in der Schweiz wenden die Technologie bereits heute bei ihren Ermittlungen zu Straftaten an. Gleichzeitig fehlen die Rechtsgrundlagen dafür",
schreibt etwa die Universität St. Gallen (HSG) zu einem aktuellen Forschungsprojekt.
Das RFI diene ausschliesslich der Informationsgewinnung und Gleichstellung der Unternehmen, heisst es vom Fedpol. Man sei nicht an konkreten Offerten interessiert. Berücksichtigt werden aber ausschliesslich Angebote, die sowohl die Finger- und Handflächenabdrücke sowie Face Recognition umfassen.
In der Datenbank des Fedpol befinden sich rund 1 Million Gesichtsbilder, wie aus den Ausschreibungsunterlagen weiter hervorgeht. Zudem finden sich darin 1 Million Finger- und Handflächenabdrücke sowie 150'000 offene Tatortspuren.
Die Anbieter müssen nun einen Fragekatalog beantworten, in dem das Fedpol etwa wissen will: "Können auch Videos zum Abgleich ins Modul für den Gesichtsbildabgleich verarbeitet werden?" Und: "Wie bereiten Sie sich auf die möglichen neuen KI-Regularien vor?"