Die Bildagentur Getty Images behauptet, die Entwickler des KI-Bildgenerators Stable Diffusion habe rechtswidrig ihre Bilder verwendet.
Stability AI, die Entwickler des KI-Bildgenerators Stable Diffusion, wurde erneut wegen mutmasslicher Urheberrechtsverletzungen angeklagt.
In einer Pressemitteilung schreibt das Stockfoto-Unternehmen Getty Images, es glaube, dass Stability AI "unrechtmässig Millionen von urheberrechtlich geschützten Bildern kopiert und verarbeitet habe". Deshalb habe man nun in London ein Gerichtsverfahren gegen die Firma eingeleitet.
"Stability AI hat ohne Erlaubnis oder Gegenleistung unser geistiges Eigentum verwendet, um ein kommerzielles Angebot zu ihrem eigenen finanziellen Vorteil aufzubauen", sagt Craig Peters, CEO von Getty Images, in einem Interview mit 'The Verge'. "Wir glauben nicht, dass dieser spezifische Einsatz des kommerziellen Angebots von Stability AI im Vereinigten Königreich unter faires Handeln oder in den USA unter faire Nutzung fällt."
Stability AI habe sich nicht vorab an Getty Images gewandt. Deswegen ergreife man nun "Massnahmen, um unsere geistigen Eigentumsrechte und die unserer Mitwirkenden zu schützen", heisst es weiter.
Das Unternehmen scheint selbst noch etwas ahnungslos zu sein. Auf Anfrage von 'The Verge' sagte ein Pressesprecher: "Das Stability-AI-Team hat keine Informationen über diese Klage erhalten, daher können wir uns dazu nicht äussern."
Tool braucht Daten aus dem Internet
Open-Source-KI-Tools wie Stable Diffusion brauchen für ihren Generator Trainingsdaten, die aus dem Internet abgerufen werden müssen – aus "Nichts" kann nun mal nichts selbst entstehen. Das geschieht jedoch ohne das Wissen oder die Zustimmung der Künstlerinnen und Künstlern. Eine solche Praxis sei durch Gesetze wie des US-amerikanischen Fair-Use-Doktrin abgedeckt, behaupten diverse KI-Firmen. Viele Rechteinhaber sind da jedoch anderer Meinung und sehen eine Verletzung des Urheberrechts.
Eine unabhängige Analyse ergab, dass Getty Images und andere Bildagenturen einen grossen Teil der Trainingsbilder ausmachen.
Um das herauszufinden, braucht es jedoch nicht unbedingt eine Analyse: Die Herkunft wird teilweise schon beim Generieren von Bildern sichtbar. Häufig versucht das KI-Tool nämlich, das Wasserzeichen von Getty Images nachzuahmen.
Ein nachgehamtes Bild der KI-Software mit dem Wasserzeichen von Getty Images. Foto: Getty Images
Stability AI dementiert
Der CEO von Stability AI, Emad Mostaque, bestreitet die Vorwürfe: "Ich glaube, dass die Bilder ethisch, moralisch und legal bezogen und verwendet werden", schreibt er in einem Tweet. "Einige Leute sind anderer Meinung, also lehnen wir ab und wechseln Datensätze/Modelle, die vollständig unter Creative Commons lizenziert sind."
Bei der Klage gehe es Getty Images nicht darum, die KI-Bildgeneratoren zu stoppen oder ihnen finanziell zu schaden, sondern darum einen neuen rechtlichen "Status quo" zu schaffen, erklärt Peters weiter. Es gebe verschiedene Möglichkeiten, um rechtliche Modelle aufzustellen. "Ich setzte das mit Spotify oder Napster gleich", meint er. "Spotify hat beispielsweise mit den Künstlerinnen und Künstler um ihr 'geistiges Eigentum' verhandelt und so einen Dienst geschaffen. Man kann dabei diskutieren, ob sie dabei angemessen entschädigt werden oder nicht. Das ist unser Ziel."
Das ist nicht die erste Klage gegen Stability AI. Vor einigen Tagen hat ein Trio von Künstlerinnen dem Unternehmen sowie 2 weiteren Generatoren eine Klage aufgehalst. Auch in diesem Fall geht es um Urheberrechtsverletzung.