Die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Nationalrats (WAK-N) hat eine parlamentarische Initiative von Ständerat Thierry Burkart (FDP, AG) angenommen. Diese sieht vor, dass Arbeitnehmende, die die Möglichkeit dazu haben, ihre Arbeitszeiten weitgehend selbständig einteilen können – auch in der Nacht und am Wochenende. So soll unter anderem die Arbeit im Homeoffice erleichtert werden.
"Das Arbeitsgesetz trägt den Bedürfnissen von Arbeitnehmern, die ihre Arbeit im Homeoffice verrichten, zu wenig Rechnung", findet Burkart. Er fordert deshalb, dass Angestellte, die ihre Arbeitszeit zum grössten Teil selber bestimmen, ihre Tätigkeit auf einen Zeitraum von 17 Stunden ausdehnen können. Dazu sollen gelegentliche Arbeitsleistungen von kurzer Dauer nicht als Unterbrechung der Ruhezeit gelten.
Zudem fordert Burkart, dass auch für Sonntagsarbeit keine Bewilligung mehr eingeholt werden muss, sofern die Mitarbeitenden ihre Arbeitszeiten zu einem namhaften Teil selber festlegen können und die Arbeitsleistung in der eigenen Wohnung erbracht wird. Die WAK-N hat dem Vorschlag mit 17 zu 7 Stimmen zugestimmt.
Gewerkschaften entsetzt
Für die Gewerkschaft Syndicom zielt der Vorstoss auf eine Aufweichung des Gesundheitsschutzes im Arbeitsrecht ab. Die vorgesehene Änderung sei ein "Schritt in die falsche Richtung", schreibt Syndicom in einer Mitteilung. Die Annahme der Initiative könnte zu weniger Erholung sowie mehr Burnout und Stress führen, befürchtet die Gewerkschaft.
"Die Entgrenzung von Arbeitszeit ins Privatleben führt zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen", findet Daniel Hügli, Leiter Sektor ICT und Mitglied der Geschäftsleitung bei Syndicom. "Statt den Gesundheitsschutz zu stärken, schwächt die Initiative ihn zulasten der Arbeitnehmenden – und das nicht nur im Homeoffice."
"Damit die Arbeit im Homeoffice sowohl für die Arbeitnehmenden als auch für die Arbeitgeber einen Zusatznutzen bringt und nicht zu Lasten der Gesundheit geleistet wird, braucht es die heutigen Regeln im Arbeitsgesetz und die sozialpartnerschaftliche Gestaltung der Rahmenbedingungen", hält die Gewerkschaft fest.
Lange nichts passiert
Die parlamentarische Initiative hatte Thierry Burkart bereits 2016 eingereicht, als er noch als Nationalrat tätig war. Anfang 2018 wurde der Initiative von der Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates Folge gegeben, ein Jahr später stimmte die gleiche Kommission des Nationalrates zu. Seither ist in dem Geschäft nicht mehr viel passiert.
Die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Nationalrats hat zweimal eine Fristverlängerung beschlossen. Zuerst 2021 und dann noch einmal in der Frühjahrssession 2023.