Im Oktober letzten Jahres hat die Post die Übernahme der SwissSign Group
bekannt gegeben. Das Joint-Venture aus bundesnahen Betrieben, Finanzunternehmen, Versicherungsgesellschaften und Krankenkassen wurde aufgelöst und der Gelbe Riese somit alleiniger Besitzer der Organisation, die vor allem einen Zweck hat: Die "SwissID" herauszugeben und zu verwalten.
Zwangsmigration kommt nicht überraschend
Jetzt, rund ein halbes Jahr später, hat die Post – wenig überraschend – den SwissID-Zwang für 2023 angekündigt. Die Übernahme muss sich ja irgendwie auszahlen, also wird das eigene Post-Login fix abgeschafft. De facto per sofort: Wer noch kein Benutzerkonto hat, kann sich nur noch mittels SwissID registrieren. 2,7 Millionen Nutzerinnen und Nutzern müssen sich eine SwissID zulegen (oder eine vorhandene mit dem Post-Login verknüpfen). Betroffene Personen sollen ab Juni dieses Jahres gestaffelt "über die Login-Umstellung informiert werden." Schönsprech für "zwangsmigriert".
"Unser höchstes Gebot ist, unseren Kundinnen und Kunden Vertraulichkeit und Sicherheit zu gewährleisten – und dies in Anwendungen, die gleichzeitig einfach sind. Deshalb ist es ein logischer Schritt, dass die Post künftig auf die SwissID als Login-Lösung setzt", lässt sich Post-Chef Roberto Cirillo zitieren.
SBB hat sich von SwissID wieder verabschiedet
Ausbaden muss diesen Entscheid nicht nur die IT-Abteilung der Post, welche die Migration durchführen muss (und wohl auch intern begründen, weshalb sich geschätzt 74,37% der Nutzerinnen und Nutzer dagegen entscheiden), sondern auch alle Nutzer selbst: Diese werden ohne ihren Willen zu einer SwissID gezwungen, die sonst praktisch nirgends zum Einsatz kommt. Erst Ende März hat sich die SBB, notabene ehemaliger Joint-Venture-Partner der Post,
davon verabschiedet. "Aus wirtschaftlichen Gründen und aus Mangel an Kundeninteresse", wie uns die SBB damals mitteilten.
Auch bei der Post selbst stösst das Login bislang nicht auf grosses Interesse. "1,7 Millionen Postkundinnen und -kunden nutzen die SwissID", teilt das Unternehmen mit. Das sind Stand jetzt 15% weniger, als man sich für Ende 2020 vorgenommen hatte.
Seiner Kundschaft eine Technik aufzuzwingen, die sie nicht will, hat noch selten zu einer höheren Zufriedenheit geführt. Im Gegenteil. Wenn man jemandem eine Technik aufzwingen muss, ist sie einfach nicht gut genug.