Microsoft und OpenAI spannen für ein aktuelles Projekt angeblich erneut zusammen: Der Tech-Riese und die Non-Profit-Organisation wollen die Suchmaschine Bing mithilfe von ChatGPT weiterentwickeln, berichtet
'The Information' unter Berufung zweier Insider. Die Künstliche Intelligenz des Chatbots könne für Bing so nicht nur eine Liste von Links aufzeigen, sondern auf gewisse Fragen direkt selbst reagieren. Der Tech-Gigant will die neue Funktion mutmasslich bis Ende März einführen und damit den Konkurrenten Google übertrumpfen.
Hohe Führungskräfte beteiligt
ChatGPT ist die neuste KI-Kreation der Stiftung OpenAI, die unter anderem von Microsoft selbst finanziert wird. Der Chatbot basiert auf dem Sprachmodell "GPT 3.5", das explizit auf Dialog trainiert ist. Somit kann die KI mit Folgefragen umgehen oder eigene Fehler zugeben. Auf Wunsch liefert der Bot Gedichte, Erklärtexte, Übersetzungen, Wortbedeutungen, Analysen von Programmcode und vieles mehr. Von der gleichen Organisation stammt auch die KI Dall-E, die mithilfe von Texteingaben Bilder generiert. Bereits im Oktober kündigte Microsoft an, diesen Text-zu-Bild-Generator in Bing integrieren zu wollen.
Weder Microsoft noch OpenAI äusserten sich bislang zu dem Vorhaben bezüglich der ChatGPT-Software. Laut 'The Information' arbeiten die beiden Unternehmen jedoch schon seit 2019 daran, die KI in Microsoft-Produkte zu integrieren. So sollen unter anderem Führungskräfte wie Microsoft-CTO Kevin Scott daran beteiligt sein.
Gefahr für Google?
Einige sehen ChatGPT noch grosses Verbesserungspotenzial. Eva Wolfangel, Kulturwissenschaftlerin und Tech-Journalistin, sieht das nennenswerteste Manko solcher Sprachsystemen in der Wahrheitsfindung. "Die Systeme lernen zwar aus den Daten im Internet, können aber nicht beurteilen, was genau der Wahrheit entspricht und was nicht", sagt sie in einem
Interview mit inside-it.ch.Wolfangel vermutete schon in unserem Gespräch mit ihr, dass die Chatbots "von der Menschheit in Zukunft eher wie eine Art Suchmaschine benutzt werden und weniger als Generator für Artikel oder Geschichten."
Trotz des Nachholbedarfs der Software ist der Start des neuen Modells "GPT-4" bereits für das erste Quartal 2023 geplant. Dieses könnte unser Suchverhalten gravierend verändern, meint Tech-Experte Sascha Lobo
in einer Spiegel-Kolumne. "Selbst wenn GPT-4 nur ein wenig besser und aktueller wäre als der gegenwärtige Vorgänger, ist Google zu Recht alarmiert", erklärt er. "Denn unsere gewohnten Suchmuster im Alltag könnten sich verschieben, und diese sind exakt das, womit Google Geld verdient."