

Neue Chefin für das BSI
7. Februar 2023 um 14:45Die Tech-Expertin Claudia Plattner soll die Spitze des deutschen Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) übernehmen, nachdem das Amt monatelang unbesetzt war.
Die bisherige Generaldirektorin für Informationssysteme bei der Europäischen Zentralbank (EZB) Claudia Plattner soll neue Chefin des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) werden, berichten mehrere deutsche Medien unter Berufung auf Informationen aus der Bundesregierung.
"Claudia Plattner ist eine herausragende, international vernetzte IT-Sicherheitsexpertin mit grosser Managementerfahrung", begründet Bundesinnenministerin Nancy Faeser ihre Entscheidung. Zum ersten Mal befindet sich damit eine Frau in der Leitung einer Sicherheitsbehörde im Bereich des Bundesinnenministeriums. Sie soll ihr neues Amt demnach am 1. Juli antreten. Bis dahin soll Vizepräsident Gerhard Schabhüser weiterhin die Behörde leiten.
Plattner ist gelernte Mathematikerin und hat an der Technischen Universität Darmstadt und an der Tulane University im US-Bundesstaat Louisiana studiert. Bei der EZB verantwortet die IT-Expertin seit Sommer 2021 die Cybersicherheit und die Steuerung von Digitalisierungsprozessen. Davor war sie für die Modernisierung der IT der Deutschen Bahn zuständig.
Der Fall Schönbohm
"Die Bedrohung der Cybersicherheit wächst – durch Kriminelle ebenso wie durch staatlich gelenkte Akteure aus dem Ausland. Deshalb ist es eine gute Nachricht, dass die wichtige Position an der Spitze des BSI jetzt besetzt wird", erklärt Bitkom-Präsident Achim Berg in einer Stellungnahme.
Das Amt ist seit Monaten unbesetzt, nachdem Bundesinnenministerin Faeser den ehemaligen Chef Arne Schönbohm freigestellt hatte. Schönbohm war die Nähe zu einem umstrittenen Cyber-Verein mit Beziehungen nach Russland vorgeworfen worden. Aufgrund der Berichterstattung beendeten verschiedene Konzerne ihre Mitgliedschaft im Verein oder zogen diesen Schritt zumindest in Betracht. Aus der Politik wurden Stimmen für eine Aufklärung der Angelegenheit laut.
"Das notwendige Vertrauen der Öffentlichkeit in die Neutralität und Unparteilichkeit der Amtsführung als Präsident der wichtigsten deutschen Cybersicherheitsbehörde wurden durch die Berichte nachhaltig beschädigt", teilte ein Sprecher des Bundesamtes damals mit.
Vor grossen Herausforderungen
Der Digitalverband Bitkom wolle die neue BSI-Chefin zudem bei der Herausforderung unterstützen, das BSI – wie im Koalitionsvertrag vorgesehen – zu einer zentralen Institution für IT-Sicherheit auszubauen. "Wir können uns die Kleinstaaterei im Kampf gegen international koordinierte und ausgeführte Cyberattacken nicht länger leisten und brauchen auch deshalb ein starkes und personell wie finanziell gut ausgestattetes BSI", heisst es in der Stellungnahme weiter.
Aktuell gehört die Behörde noch zum Geschäftsbereich des Bundesinnenministerium (BMI), doch in der Vergangenheit haben laut der deutschen 'Tagesschau' eben diese Verbindungen zu Interessenskonflikten geführt. Die nötigen politischen Schritte der Koalition für ein unabhängiges BSI stehen allerdings noch aus. Für Plattner dürfte insbesondere dieser politische Anteil ihres neuen Amts eine Herausforderung darstellen.
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