Praktisch alle der im Rahmen einer Studie befragten Unternehmen oder Behörden in der Schweiz nutzen Open Source Software (OSS). Besonders in der Softwareentwicklung und auf Servern, respektive in der Cloud, ist OSS weit verbreitet. Erstaunlicherweise nutzen bereits 40% der Befragten Open-Source-KI-Tools und -Modelle. Dies ist ein Trend, der sich vermutlich noch verstärken wird, heisst es in einer Mitteilung zur aktuellen Open Source Studie Schweiz, die von CH Open und SwissICT herausgegeben wird.
Generell sei OSS aus der modernen Softwareentwicklung nicht mehr wegzudenken, so ein Fazit der Studie. Auch die Qualität des Quellcodes wird demnach grundsätzlich als hoch wahrgenommen.
Fast 60% der Befragten gaben an, zu glauben, dass die Relevanz von OSS zugenommen habe. Insgesamt wurden knapp 30 Bereiche abgefragt, um zu untersuchen, wo OSS eingesetzt wird oder der Einsatz geplant ist. Fast 97% der Unternehmen nutzen OSS in mindestens einem Bereich. Etwa die Hälfte der Befragten nutzt OSS intensiv, sprich in mehr als 15 Gebieten.
Neben den quantitativen Angaben sind auch die qualitativen Antworten für die aktuellen Trends interessant. So wächst gemäss den Antwortenden die Wichtigkeit von OSS unter anderem aufgrund des steigenden Interesses an digitaler Souveränität und Datensouveränität. Die vermehrte Abhängigkeit von grossen Herstellern führe dazu, dass immer mehr Unternehmen Alternativen prüfen.
Wichtige Gründe für den OSS-Einsatz sind die Interoperabilität, die grosse Auswahl an Komponenten und die Möglichkeiten zum Wissensaustausch mit der Community. Mehrfach sei auch betont worden, dass die Lizenzkosten von proprietärer Software weiter steigen oder willkürlich erhöht werden könnte, was ein Wechsel auf kostengünstigere OSS-Alternativen attraktiver mache, so die Autoren der Studie.
Man stelle aber auch fest, dass Firmen wie Microsoft, AWS, Google und Meta viel in Open-Source-Projekte investieren, was deren Stabilität und Sichtbarkeit erhöhe. Und weil die Public Cloud Dienste der Hyperscaler weitgehend auf Open-Source-Technologien basieren, steige auch die Relevanz von OSS.
Herausforderung und Hinderungsgründe
Die von der Berner Fachhochschule durchgeführte Studie nennt auch Hinderungsgründe beim Einsatz von OSS. Wie auch bei der letzten Ausgabe der Studie im Jahr 2021 bleibt die unsichere Zukunft von Open-Source-Projekten und deren unklares Geschäftsmodell Hindernis Nummer 1. Herausforderungen ergeben sich daneben auch mit der Ablösung wichtiger, bestehender proprietärer Systeme. Die Abhängigkeit von diesen Systemen steige. OSS könne nicht immer alle Funktionalitäten abdecken.
Weitere Bedenken haben die Befragten bezüglich Garantien und Haftungen. Das Bedürfnis nach einer zuverlässig gewarteten und laufend weiterentwickelten Lösung steige, so die Autoren. 60% der Befragten bemängeln fehlenden Enterprise-Support.
Gerade kleinere Unternehmen monieren, dass der Einsatz von OSS viel internes Know-how voraussetze. Im Vergleich zu früheren Ausgaben werde der Mangel an Open-Source-Know-how insgesamt aber weniger häufig als Hinderungsgrund genannt. Es habe offenbar einen deutlichen Kompetenzaufbau innerhalb der Firmen und Behörden gegeben.
Die Open-Source-Studie wird seit 2012 alle drei Jahre durchgeführt. Befragt wurden SwissICT-Mitglieder und Kontakte der Schweizerischen Informatikkonferenz (SIK) im März 2024. Knapp 180 CEOs, CTOs und IT-Fachleute haben sich daran beteiligt. Die
vollständige Studie ist online verfügbar.