Einige Tage lang konnten Schüler an 10 Schulen des an der Westküste Schottlands gelegenen Bezirks North Ayrshire ihr Mittagessen kontaktlos via Gesichtserkennung bezahlen. Damit ist nun schon wieder Schluss. Nachdem Datenschützer laute Kritik geäussert hatten, hat die Bezirksregierung von North Ayrshire erklärt, dass man den Rollout des Gesichtserkennungssystems vorübergehend gestoppt habe. Unter welchen Umständen der Rollout wieder aufgenommen werden könnte, wurde nicht erklärt.
Eine der betroffenen Schulen kündigte aber bereits an, dass sie ganz auf das neue System verzichten wolle. Stattdessen nimmt diese Schule das alte System zur Bezahlung der Essen, das die Eingabe einer PIN-Nummer erfordert, wieder in Betrieb.
Wieviel der Bezirk für das Gesichtserkennungssystem, das von der Firma CRB Cunninghams installiert wurde, investiert hat, ist uns nicht bekannt.
Die Gesichtserkennung hätte die Abfertigung der Schüler beim Mittagessen beschleunigen sollen. Da es zudem kontaktlos funktioniert, sollte es die Ausbreitung von Covid eindämmen.
Private Datenschutzorganisationen kritisierten, dass man zu diesem Zweck die in Sachen Privatsphäre denkbar heikelste Methode gewählt habe. Überall in Europa und den USA würden Behörden Verbote von Gesichtserkennungssystemen erwägen, aber in Grossbritannien "brauchen wir Kinder als Versuchskaninchen" für solche Systeme, erklärte beispielsweise die Chefin der auf den Schutz der Privatsphäre von Kindern spezialisierten Organisation Defend Digital Me.
Die gewichtigste Stimme, welche die Behörden in North Ayrshire zum temporären Abbruch des Rollouts veranlasst hat, kam aber vom Information Commissioner's Office (ICO), der offiziellen Datenschutzbehörde Grossbritanniens. Diese hatte letzte Woche eine Untersuchung eröffnet und erklärt, dass Organisationen "wo immer möglich" weniger heikle Technologien einsetzen sollten, als ausgerechnet Gesichtserkennung.