Consortium "Vote électronique" wirft das Handtuch

21. September 2015 um 11:49
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Anpassung an Sicherheits-Auflagen des Bundes wäre zu teuer, finden die beteiligten Kantone.

Anpassung an Sicherheits-Auflagen des Bundes wäre zu teuer, finden die beteiligten Kantone.
Was die 'NZZ' schon letzte Woche prophezeit hat, ist eingetroffen. Die neun Kantone, die sich zur Entwicklung eines E-Voting-Systems zusammengetan hatten, verzichten auf eine Weiterentwicklung des Projekts. Die Auflösung des Consortiums folgt auf den Entscheid des Bundesrats, das System an den eidgenössischen Wahlen nicht zuzulassen. Ein Verlierer in dieser Geschichte ist auch der IT-Dienstleister Unisys, der das betreffende E-Voting-System für die neuen Kantone entwickelt hatte.
Die Absage des Bundesrats vom 12. August habe das Vertrauen in das E-Voting-System des Consortiums stark belastet, teilte der Kanton Graubünden heute in einer Medienmitteilung mit. Neben Graubünden gehören dem Consortium Vote électronique noch die Kantone Glarus, St.Gallen, Thurgau, Zürich, Schaffhausen, Aargau, Solothurn und Freiburg an.
Mitte August hatte der Bundesrat entschieden, dass bei den Nationalratswahlen im Oktober erstmals auch Inländerinnen und Inländer elektronisch wählen können. Er bewilligte die Gesuch der Kantone Genf und Neuenburg. Das Gesuch der neun Kantone lehnte er jedoch unter Verweis auf eine Lücke beim Schutz des Stimmgeheimnisses ab.
Sicherheitslücke war "theoretischer Natur"
Diese Lücke war aus Sicht der Kantone "rein theoretischer Natur", wie der Direktor der Standeskanzlei des Kantons Graubünden, Claudio Riesen, am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur 'sda' sagte. Es ging um das Risiko, dass das System gehackt werden könne - ein Risiko, dass bei jedem Informatiksystem existiere.
Eine Nachbesserung dieses E-Voting-Systems nach den Vorgaben des Bundes hätte voraussichtlich "erhebliche Kosten" verursacht, heisst es in der Mitteilung. Die entsprechenden Investitionen seien für die Staatsschreiber der Consortiumskantone nicht vertretbar gewesen. Die Staatsschreiber der beteiligten Kantone hätten sich daher entschieden, das E-Voting-System nicht weiterzuentwickeln.
Die betroffenen Kantone werden nun klären, wie die bestehenden vertraglichen Grundlagen des Zusammenschlusses "im gegenseitigen Einvernehmen mit sämtlichen Projektpartnern" vorzeitig aufgelöst werden können. Die Entscheidung obliege den Regierungen der neun Kantone.
Prüfung von neuen Kooperationen
Der Kanton Graubünden sei nach wie vor an der Einführung der elektronischen Stimmabgabe interessiert, sagte Riesen weiter. Er werde mögliche neue Kooperationen prüfen. Allerdings sei das Projekt jetzt um mindestens zwei Jahre zurückgeworfen worden. Das sei ärgerlich.
Konkret gebe es derzeit zwei Anbieter: Den Kanton Genf, der bereits mit den Kantonen Luzern, Baselstadt und Bern kooperiere, sowie den Kanton Neuenburg, der für sein E-Voting-System mit der Post zusammenarbeite und dieses System auch anderen Kantonen anbiete. (sda/hjm)

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