Die Deutsche Telekom und das Weltnetz

22. Februar 2016 um 16:43
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"Sharing Economy" im Telco-Geschäft? Lokale Telcos sollen sich in einer Allianz zusammenschliessen und Services für Firmenkunden von einem globalen "Distributor" beziehen.

"Sharing Economy" im Telco-Geschäft? Lokale Telcos sollen sich in einer Allianz zusammenschliessen und Services für Firmenkunden von einem globalen "Distributor" beziehen.
Unter dem leise teutonisch angehauchten Motto "Weltnetz für Unternehmenskunden" hat die Deutsche Telekom heute am Mobile World Congress in Barcelona das neues Tochterunternehmen Ngena und gleichzeitig ein neues Business-Modell für das globale Telco-Geschäft vorgestellt. Telekommunikations-Anbieter sollen bei Ngena weltweit Dienste für ihre Unternehmenskunden beziehen können. Die Auslagerung beziehungsweise das Teilen der Infrastruktur soll ihre Produktionskosten deutlich senken können.
Der Marktstart ist im ersten Halbjahr 2017 geplant. Ngena ist ein Unternehmen, aber gleichzeitig auch eine Allianz von weiteren Unternehmen. Der Name steht denn auch für "Next Generation Enterprise Network Alliance." Das Unternehmen soll nach einem gewissen Zeitraum in den Besitz der Allianz-Partner übergehen. "Wir sind der Initiator, letztlich brauchen wir aber eine neutrale Firma, ein eigenes Unternehmen, das die Dienstleistungen an die Allianz-Partner verantwortet", sagt Telekom-Manager Patrick Molck-Ude. Die vier ersten Allianz-Partner, die in Barcelona vorgestllt wurden, sind neben der Telekom die Telcos und Provider CenturyLink (USA), Reliance (Indien) und SK Telecom (Südkorea). Weitere Allianz-Partner sollen möglichst bald hinzukommen.
Die neue Firma mit dem Namen Ngena betreibe "eine technische Plattform, die es ermöglicht, Telekommunkations-Dienstleistungen hochgradig automatisiert und damit günstig global zur Verfügung zu stellen", sagt ihr Chef Marcus Hacke. Ngena soll die Partner-Netze mit Hilfe von Cisco Cloud- und Virtualisierungs-Technologie zu einem weltweiten Netz verknüpfen und dieses als Plattform den Mitgliedern anbieten. Dieses "Sharing Economy" -Geschäftsmodell von Ngena sei im Grosskunden-Netzgeschäft bislang einzigartig, so die Deutsche Telekom.
Als ein Grosshändler verkauft Negna die Services an Telekom-Firmen, die daraus wiederum Produkte für Firmenkunden schnüren können. Telekom-Anbieter bräuchten so weniger eigene Infrastruktur, auch die Expansion in neue Märkte wird günstiger, weil man weniger eigene Netze oder Rechenzentren braucht.
Niedrigere Kosten sind ein starkes Argument in der Branche: Die Telekom-Anbieter klagen über sinkende Umsätze in der Sprachtelefonie und die Konkurrenz von Internet-Firmen. Mit dem Ngena-Modell könnten zumindest die reinen Produktionskosten durch den Wegfall manueller Arbeit zum Teil um die Hälfte gedrückt werden, heisst es.
Zusammenarbeit mit Cisco
Die Höhe der Investitionen nennt die Telekom nicht. Die Plattform wird gemeinsam mit dem amerikanischen Netzwerk-Spezialisten Cisco aufgebaut. Beim Datenschutz gelte aber deutsches und europäisches Recht. "Ngena ist eine Gesellschaft mit Sitz in Eschborn in Deutschland und die Daten werden in Europa gehalten", betonte Hacke.
Welche Telcos kommen aber als Allianzmitglieder in Frage? Manager von Telekom und Ngena schweigen sich dazu aus, ob sie sich auch den Beitritt eines weltweit agierenden Konkurrenten wie Vodafone zu der Plattform vorstellen können.
Grundsätzlich gelte: "Wenn ein Provider bereits viel in eine eigene globale Plattform investiert hat, und im Schutz der eigenen Strukturen verharrt, ist der Ansatz für ihn weniger attraktiv", sagt Hacke.
Die Attraktivität sei daher für verschiedene Service-Provider sehr unterschiedlich - "aber für die meisten sehr hoch, wie viele Gespräche bereits gezeigt haben". Ngena will bis Ende 2017 rund 20 Partner haben, in der Regel jeweils einen pro Land.
Besorgnis, den Telekom-Firmen könnte ein Kontrollverlust durch die Auslagerung von Infrastruktur drohen, weist Hacke zurück. "Die Allianz-Partner behalten die Kontrolle. Sie betreuen die Kunden und entscheiden, was zu welchem Preis angeboten wird."
Die Firma habe sich klare Regeln gegeben, "damit jeder Allianz-Partner im Zusammenspiel weiss, was seine Rolle ist und welche Verantwortung Ngena übernimmt". Für die Telekom sei Ngena auch ein Schritt auf dem Weg zum führender Telekommunikationsanbieter in Europa, sagt Molck-Ude. (hjm/sda)

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