Die kürzlich erfolgte Vergabe eines neuen Klinikinformations- und Steuerungssystems (KISS) für die Insel Gruppe in Bern an das amerikanische Unternehmen Epic ist angefochten worden. Bisher ist vorgesehen, dass Epic bereits
im Februar die Arbeit aufnimmt. Ob der Zeitplan gehalten werden kann, ist unklar.
Klar ist hingegen, dass sowohl Ausschreibung wie Zuschlag von der CompuGroup Medical (CGM), dem Betreiber des bisherigen Klinik-Informations-Systems im Berner Inselspital, angefochten worden ist. Auf Anfrage von
inside-it.ch bestätigt CGM, dass man "zum bisherigen Verfahrensablauf im Beschwerdeverfahren gegen die Ausschreibung und zum Zuschlag an Epic selbst Fragen" habe. Deshalb habe CGM "vorsorglich auch den Zuschlag angefochten".
Derzeit würden "weitere Optionen in diesem Zusammenhang" geprüft, wie CGM-Sprecher Michael Franz mitteilt. So könne man aktuell weder Angaben zu allfälligen Auswirkungen der Beschwerde machen noch Auskunft darüber geben, ob rechtliche Schritte eingeleitet werden, so Franz in einem kurzen Telefonat.
Zwei Unternehmen haben ein Angebot eingereicht
Bekannt ist, dass die Insel Gruppe –
wie einst das Luzerner Kantonsspital – bei der Ausschreibung hohe Anforderungen gestellt hat. Dies könnte der Grund dafür sein, dass mit Epic und Agfa Healthcare sich nur zwei, international tätige Unternehmen an der Ausschreibung beteiligt haben. Unter anderem wurden Referenzen von drei Uni-Spitälern und einem Zentrumsspital in der Schweiz gefordert und eine HIMSS-Zertifizierung (Healthcare Information and Management Systems Society).
Zu den Anforderungen teilt die Insel Gruppe auf Anfrage mit: "Es ist Standard für ein System, welches von vielen Kernprozessen abhängt, mehrere Referenzen zu verlangen. Solche Referenzen helfen sicherzustellen, dass in den verschiedenen Dimensionen der Anforderungen die zu beschaffende Lösung auch mit praktischen Erfahrungswerten hinterlegt ist."
Die Frage, warum der Zuschlag an Epic erfolgt ist, obwohl zuvor CGM schon die Ausschreibung angefochten hatte, beantwortet man mit einem Verweis auf die Rechtslage: "Die Handhabung von Einsprachen ist in den Rechtsverfahren geregelt. Bezüglich der Einsprache gab es keinerlei Vorgabe, dass der Zuschlag nicht hätte erteilt werden können. Somit wurde der Ausschreibungsprozess plangemäss fortgesetzt und der Zuschlag erteilt."
Zu den Konsequenzen der nun entstandenen Situation für das Projekt und den vorgegebenen Zeitplan hält der Sprecher der Insel Gruppe, Adrian Grob, fest, dass die "Auswirkungen erst nach der rechtsgültigen behördlichen Verfügung genau bestimmt werden" können. Bis dahin machen man zu laufenden Verfahren keine Kommentare.
Auch zu den Gründen, warum Agfa Healthcare als zweiter Anbieter für dieses Projekt nicht zum Zuge gekommen ist, hält sich Grob bedeckt und teilt lediglich mit: "Über inhaltliche Aspekte des Ausschreibungsverfahrens erstellen wir keine Auskünfte".