

Kunde an SAP: "Vergiss das ERP nicht!"
25. September 2012 um 14:20Klare Töne an der 13. Jahresversammlung der deutschsprachigen SAP-Usergroup: Anzahl CPUs kann keine Messgrundlage für Lizenzpreise sein.
Klare Töne an der 13. Jahresversammlung der deutschsprachigen SAP-Usergroup: Anzahl CPUs kann keine Messgrundlage für Lizenzpreise sein.
Konziliant aber deutlich - so kann man die Tonlage der einleitenden Keynote zum 13. Jahreskongress der deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) zusammenfassen. Im Kern der Rede des scheidenden DSAG-Vorsitzenden Karl Liebstückel (Foto) standen zwei Forderungen: SAP müsse seinem zentralen Produkt, der ERP-Lösung, wieder mehr Aufmerksamkeit schenken und neue, bessere Lizenzmodelle anbieten, so der langjährige Sprecher der SAP-User-Community. "Die Anzahl der CPUs kann keine sinnvolle Masseinheit für Lizenzpreise sein. Diese müssen betriebswirtschaftlich berechnet werden", sagte Liebstückel.
ERP im Mittelpunkt
Der Jahreskongress 2012 der einflussreichsten SAP-User-Gruppe, der diese Woche in Bremen mit knapp 4000 Teilnehmern über die Bühne geht, steht unter dem Motto: "ERP im Mittelpunkt integrierter Systeme". Was damit gemeint ist, machte Liebstückel gleich zum Beginn seiner Rede mit einer kleinen Umfrage unter den vielleicht gegen 3000 Zuhörern und wenigen Zuhörerinnen rasch klar. Wer im Saal denn SAP-Cloud-Lösungen einsetze, fragte Liebstückel. Einige wenige, vielleicht fünf Hände gingen hoch. Ganz anders auf die Frage, wer SAP ERP einsetze, wo viele hundert CIO-Hände in die Luft gestreckt wurden.
SAP ERP müsse wieder ins Zentrum gestellt werden, so Liebstückels klare Forderung, und Funktionen, die immer mehr in Umsysteme "abgewandert" sind, müssen wieder in den Kern der Software integriert werden. Ausserdem sollten redundante Funktionen, etwa bei der Produktion oder beim Einkauf, im ERP konsolidiert werden.
Zum gleichen Thema gehört, dass nur Gesetzesänderungen, nicht aber -Neuerungen innerhalb der normalen, mit der Wartungsgebühr bezahlten Software-Updates abgebildet werden. Dass es in diesem Punkt anhaltende Differenzen zwischen SAP und der DSAG gibt, war heute leicht festzustellen. Journalistenfragen zum Thema an der Pressekonferenz führten gleich zu einigen Diskussionen zwischen dem DSAG-Vorstand und SAP-Vertretern, darunter DACH-Chef Michael Kleinemeier.
Bitte SAP: Mach bessere, einfachere und vor allem integrierte Interfaces
SAP hat bekanntlich in den letzten Jahren mit Business Objects - um nur die grössten zu nennen - Firmen übernommen und mit der In-Memory-Datenbank HANA eine neue Technologie auf den Markt gebracht. User wollten nun wieder durchgängige End-to-End-Prozesse über alle Systeme hinweg und vor allem auch einheitliche Oberflächen über Client-Technologien (Webfrontends, mobile Geräte, klassische Clients) hinweg, verlangte Liebstückel wohl etwas unrealistisch.
Mit der Forderung, SAP solle so userfreundliche Oberflächen machen, dass Fachabteilungen auf ihre Best-of-breed-Insellösungen verzichteten und auf SAP setzten, rannte der "oberste User" hingegen wohl eher offene Türen ein.
Lizenzkosten und dann noch die AGB
Man brauche einfachere und flexiblere Lizenbestimmungen. Ausserdem müssen Lizenzen auch teilweise kündbar sein, etwa, wenn Firmen fusionieren, auslagern oder schrumpfen, so die klare Botschaft. Die Masseinheiten bei nutzungsbasierter Preisgestaltung sollten betriebswirtschaftlich vernünftig sein. So könnten in Zukunft die Preise für SAP HANA unmöglich aufgrund des verwendeten Speichers berechnet werden, da die Datenmenge ja in jedem Betrieb mit jeder Transaktion wächst und HANA damit automatisch laufend teurer würde. Und die Preisberechnung pro verwendetem CPU sei schlicht "keine sinnvolle Metrik", sagte DSAG-Vorstandsmitglied Andreas Oczko.
Doch die Lizenzkosten sind nicht das einzige Problem: "Man spricht mit SAP drei Tage über die Lizenzen und drei Monate über die AGB", so Oczko. Nun erarbeiten SAP und DSAG ein gemeinsames Papier, das die neuen Allgemeinen Geschäftsbedingungen erklären soll, war heute in Bremen an einer Pressekonferenz zu hören. Das Papier soll in den nächsten Wochen verfügbar werden.
Ausserdem sind SAP-Lösungen oft für KMU, wie sie in der Schweiz und Österreich häufig sind, zu teuer. "Die SAP Mobility-Lösungen sind für viele KMU nicht finanzierbar", so Christian Zumbach, der die Schweizer User im DSAG-Vorstand vertritt.
Snabes nettes Nein
Die DACH-Region ist für SAP wichtig. Das zeigte sich auch daran, dass SAP-Co-CEO Jim Hagemann Snabe nicht nur geduldig zuhörte, sondern sofort auf der Bühne antwortete. Er war nett und sehr höflich und sprach - anders als sein Vorgänger - nicht über zu erzielende Gewinne pro Aktie.
So nett und veständnisvoll ("Partnerschaft heisst nicht, dass der Partner schafft") er auch sprach - im Kern lautete seine Antwort "Nein". Für flexible Lizenzmodelle habe SAP Cloud-Varianten, sagte Snabe. Und auch in Zukunft würde es Umsysteme und neue Zusatzlösungen geben. Den Mehrwert, den SAP biete und noch mehr bieten werde, sei die hohe Integration der SAP-Lösungen untereinander.
Allerdings: Auch in Zukunft werde ein Fokus von SAP im ERP-Kernsystem liegen, versprach er. SAP habe im Kernbusiness keine Übernahmen getätigt und werde dies auch nicht tun, da nur ein einheitliches Datenmodell Sinn mache, sagte Snabe.
Snabe und seine Leute kommen bei der DSAG gut an. Früher habe es eine "Mauer des Redens" gegeben, sagte der abtretende DSAG-Vorsitzende, dessen Nachfolger diesen Donnerstag gewählt wird. Heute gebe es in dieser Mauer des Redens eine Türe und dahinter stünden Handlungen. (Christoph Hugenschmidt)
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