Leider Nein (kriegerische Episode)

30. Oktober 2009 um 15:53
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Und hier noch unsere Freitagabend-Nachricht.

Arme Armee: Da hat sie 2006 für 702 Millionen Franken von Thales (GU), Ascom und der spanischen Software-Firma Amper Programas ein Führungssystem ("zahlreiche, miteinander über militärische Netze verbundene Computer"¹) für die Bodentruppen bestellt und nun merkt der neue Chef, der als Parlamentarier der Beschaffung noch zugestimmt hat, dass diese "zahlreichen, miteinander verbundenen Computer" nicht mit anderen Systemen kompatibel sind und es überhaupt viel länger, nämlich bis etwa 2015 dauern wird, bis man mit dem Führungssystem die Bodentruppen wird führen können. Aber wohin? Denn wegen dem teuren Führungssystem und anderen "zahlreichen, miteinander verbundenen Computern" hat man kein Geld mehr für neue Flugis, so dass die armen Soldaten den feindlichen Bombern schutzlos ausgesetzt sein werden, weswegen es ja eigentlich gar kein Führungssystem mit "zahlreichen, miteinander verbundenen Computern" brauchen wird, denn dass man besser im Bunker bleibt, wenn draussen bombardiert wird, wissen Soldaten jeweils ganz ohne Führungssystem selbst am besten. Also hätte man besser "Leider Nein" zum neuen Führungssystem gesagt und dafür dann neue Flieger gekauft, denn rein von der Logik her ist ein führungsloser Soldat immer noch ein besserer Soldat als ein toter. Oder verstehen wir einfach wieder mal die militärischen Zusammenhänge nicht?
Möglicherweise auch wegen schlichtem Unverstehens sagten wir "Leider Nein" zur wichtigen Mitteilung, dass die "Initiative Maqi" anlässlich des "Weltvegantags" am 1. November eine neue Webseite für "vegane Kinder und Eltern" vorgestellt hat. Ebenfalls ignoriert haben wir die eigentlich für unser Leben wichtige Tatsache, dass das "Gesundheitszentrum Rickatschwende" nun seit 20 Jahren als "Kraftquelle hoch über Dornbirn ohne asketische Fastendisziplin" Segen über die Menschheit bringt. Zwar haben wir nicht verstanden, ob Dornbirn im allgemeinen eher etwas für AsketInnen ist, während es Epikuräer nach Rickatschwende zieht, doch fanden wir diesen Satz aus der Pressemitteilung doch sehr verständlich und irgendwie auch vegan: "Die Spezialität sind Regenerationskuren nach Dr. F.X. Mayr, der als Schlüsselposition für die gesamte Gesundheit den Zustand der Verdauungsorgane als Wurzelsystem der Pflanze Mensch bezeichnet hat."
Passend dazu und erst noch leicht verständlich und absolut nachvollziehbar schien uns folgende Meldung aus dem Hause pte: "Regelmässiges Essen schützt vor Infektionen". Dachten wir doch, dass die ganze Fresserei zu was nütze sein muss.
Das da haben wir auch sehr gut verstanden: "Abfall wird künftig digital entsorgt." Wow! Keine Kehrichtverbrennung und keine heimliche Entsorgung der giftigen Filterstäube in Portugal mehr? Die Pressemitteilung geht so sensationell weiter, wie sie beginnt: "Abfallerzeuger, Beförderer, Entsorger und Behörden horchen auf." Wir sehen sie grad vor uns, jene Tausende von "Abfallerzeugern" und die Heerscharen von Behördenmitgliedern, die gebannt der Lesung der jüngsten Pressemitteilung aus dem Hause Fritz&Macziol folgen.
Aufpassen, nicht selbst "digital entsorgt" zu werden, müssen hingegen die BesitzerInnen von Haushaltsrobotern. Denn diese "gefährden ihre Besitzer." Dies, weil die Haushaltsroboter immer öfter über Internetverbindungen verfügen und deshalb gehackt und zu Angriffen missbraucht werden könnten. Beruhigt lasen wir dann etwas weiter unten in dem Bericht von pte, dass die Roboter "allein schon durch ihre Kompaktheit" kaum fähig seien, "einen Menschen ernsthaft zu verletzen." Noch! (Christoph Hugenschmidt)
¹) aus der Botschaft des Bundesrats über die Beschaffung von Armeematerial vom 24. Mai 2006.

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