Die Flutkatastrophe in Thailand hat offenbar doch mehr an der Verfügbarkeit von Festplatten genagt als zuvor erwartet. Laut IDC hat sich das PC-Marktwachstum im dritten Quartal innerhalb eines Jahres bereits von 4,5 auf 3,6 Prozent verlangsamt, auch wenn damals noch keine Gefahr für die Verfügbarkeit der Festplatten zu spüren war.
Nun hat Tami Reller, Finanzchefin der Windows-Sparte von Microsoft, auf einer Investmentkonferenz von Nomura Holdings Inc. in Las Vegas am Vortag sinngemäss gesagt, dass der von den Analysten erwartete Absatzrückgang von einem Prozent im vierten Quartal wahrscheinlich noch geschönt sei. Ähnlich hatte sich an anderer Stelle auch Investor-Relations-Leiter Bill Koefoed geäussert. Auf einer Konferenz von JPMorgan Chase & Co. sagte er, dass die Absatzzahlen weiter unter Druck geraten seien, weil die Auswirkungen der Katastrophe schneller spürbar waren als erwartet.
AMD und andere Marktteilnehmer hatten zuvor abgewiegelt, dass die Auswirkungen der Katastrophe auf die Festplattenverfügbarkeit zu schwarz gemalt würden, weil noch genügend Produkte in Industrie, Distribution und Handel auf Lager seien. Intel dagegen hatte zuvor schon wegen der Überschwemmung weiter Teile Thailands den Forecast fürs vierte Quartal um eine Milliarde Dollar nach unten korrigiert.
Für die PC-Industrie, die ohnehin schon unter dem zunehmenden Angriff aus dem Lager der Smartphones und von Apples iPad leidet, war der Festplattenmangel in Folge der Flutkatastrophe in Thailand ein weiterer Schlag. Mit gefangen, mit gehangen sieht sich auch Microsoft. Als absolut führender Marktführer bei PC-Betriebssystemen ist der Softwareriese mit in den Abwärtssog geraten, so musste die Windows-Unit innerhalb eines Jahres drei von vier Quartalsprognosen nach unten korrigieren. Brendan Barnicle, Analyst bei Pacific Crest Securities in Portland, wertet die Bemerkungen der beiden Microsoft-Manager als Zeichen, dass auch die Zahlen im vierten Quartal verfehlt wurden. (kh)