Solothurner IT-Strategie regt Opensource-Gemeinde immer noch auf

2. November 2010 um 12:08
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Nachdem der einstige Linux-Vorreiterkanton Solothurn desktopmässig fast ganz zurückgekehrt ist in den Schoss von Microsoft, lässt der Entscheid den Opensource-Vertretern keine Ruhe mehr.

Nachdem der einstige Linux-Vorreiterkanton Solothurn desktopmässig fast ganz zurückgekehrt ist in den Schoss von Microsoft, lässt der Entscheid den Opensource-Vertretern keine Ruhe mehr.
Zuerst hatte die Swiss Open Systems User Group /ch/open scharf gegen den Entscheid der Solothurner Regierung protestiert: "Es geht kaum um Linux oder Windows, sondern um eine nur mässige Projektorganisation, aufgestauten Ärger, Verzögerungen und um eine unglückliche Mail-Produktewahl". Die anfänglichen Bemühungen zur Analyse der Situation seien einer wenig überzeugenden Überreaktion geopfert worden, stellt man bei Wilhelm Tux fest.
Als die wahren Gründe werden das Fehlen eines Change-Managements, interner Ärger mit dem Amt für Informatik (AIO) und der "nicht ganz freiwillige Abgang des AIO-Chefs" genannt. Zudem herrsche wenig Transparenz, weil der Kanton den erstellten Expertenbericht zur Beurteilung der Umsetzung der einstigen Informatikstrategie nicht herausgibt und weder deren Autoren noch Daten zur Benutzerbefragung zugänglich mache.
Bis zum Redaktionsschluss wollte bei der Solothurner Regierung gegenüber inside-it.ch niemand zu den Vorwürfen von Wilhelm Tux Stellung nehmen.
Zur Begründung der happigen Anschuldigungen beruft sich Wilhelm Tux auf interne Quellen. Sie hätten bestätigt, dass berechtigte Anliegen von Dienststellen zu wenig ernst genommen oder Probleme verkannt worden seien: "Offenbar wurden moderne Methoden des Projektmanagements vernachlässigt, etwa was den Einbezug und die Mitverantwortung der User betrifft". In einer Stellungnahme auf eine Interpellation habe die Regierung "vor allem organisatorische Schwierigkeiten" aufgedeckt, schreiben die Pinguin-Vertreter weiter. Experten hätten ein Festhalten an der Grundstrategie aber weiterhin als sinnvoll betrachtet, wenn "einige grundsätzliche Änderungen am bisherigen Vorgehen vorgenommen" würden.
Für Wilhelm Tux ist damit klar, dass eine "gut gemeinte Überreaktion ... offenbar übergeordnete Ziele der IT-Strategie vergessen" machen solle. Es sei nämlich "insbesondere die Groupware/Mail-Lösung Scalix" gewesen, die "bei den Kantonsangestellten zu Ärger führte". Wenn heute von Outlook 2010 und nur noch von Windows Single-Desktop die Rede sei, könne zudem von "Lieferanten-Unabhängigkeit" keine Rede mehr sein. Noch kritischer sei zu bewerten, dass "das abrupte Umschwenken kurz vor dem Ziel erfolgt" sei, was rational kaum zu begründen sei. Mehr dazu hier.
Politisch, meinen die Pinguin-Anwälte, müsse das Projekt von Insidern torpediert worden sein. Konkret angesprochen – wenn auch im Text von Wilhelm Tux nicht explizit genannt - werden etwa die SVP-Kantonsräte Heinz Müller und Roman S. Jäggi, die ihre Kritik an dem Projekt öffentlich äusserten. Hier sei auf dem Rücken des IT-Projektes eine Kampagne gefahren worden, "um politischen Gegnern eins auszuwischen".
Man mag die politische Sicht der Dinge von Wilhelm Tux einschätzen, wie man will. Klar ist allerdings, dass das OSS-Projekt spätestens seit 2009 von unterschiedlichsten Kreisen scharf kritisiert aufgeschaltet. (vri)

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