

Teradata mit ausgeprägtem Selbstbewusstsein
27. April 2012 um 07:01Cloud, Hadoop und Schweizer Banken im Visier des Data-Warehousing-Spezialisten.
Cloud, Hadoop und Schweizer Banken im Visier des Data-Warehousing-Spezialisten.
Die Meinung des Teradata-Chefstrategen war überraschend unmissverständlich: "Ich liebe SAP, aber leider liebt mich SAP nicht in demselben Ausmass zurück", so Darryl McDonald, unter anderem Executive Vice President Applications beim US-Unternehmen. Er spielte damit auch auf die einseitig durch SAP aufgekündigte gemeinsame Entwicklungspartnerschaft an. Und in Sachen Konkurrenz durch SAPs "HANA", der In-Memory-Business-Intelligence-Technologie von SAP, hatte der Chief Marketing Officer ebenfalls eine eindeutige Meinung: "HANA ist eine schnelle Engine, allerdings in einem kleinen Segment. Darüber hinaus ist das Produkt im Big-Data-Umfeld auch kein wirklicher Wettbewerber von uns", äusserte sich McDonald auf der Teradata-Kundenkonferenz im irischen Dublin ohne Umschweife. Keine Frage, das IT-Unternehmen strotzt geradezu vor Selbstbewusstsein.
Indes überrascht diese Haltung nur IT-Outsider, denn nachdem der Spezialist für Analyse- und Data-Warehouse-Software im Geschäftsjahr 2010 bereits 13 Prozent Umsatzwachstum hingelegt hatte, steigerte sich diese Zahl im vergangenen Jahr nochmals auf insgesamt 22 Prozent. Somit betrug der Umsatz rund 2,4 Milliarden US-Dollar bei einem Nettogewinn von 353 Millionen Dollar (plus 17%). "2011 war zudem das beste Jahr in der Unternehmensgeschichte, wenn es um die Neukundengewinnung geht", so Teradatas CEO Mike Koehler, der auch zugleich eine passende Erklärung für die exzellente Situation des Unternehmens parat hat: "Jeder spricht derzeit von Daten und Big Data. Heutzutage wissen die CEOs mehr und mehr den Wert ihrer Daten zu schätzen", so Koehler, der zuversichtlich genug erschien, auch dieses Jahr ein zweistelliges Umsatzwachstum zu erreichen.
Teradata in der Cloud
Dazu beitragen soll einerseits das Active Data Warehouse (ADW) des Unternehmens, das erstmalig mit der Cloud kombiniert wird. Die sogenannte "ADW Private Cloud" soll Unternehmen dabei helfen, die vorhandene Rechenleistung besser auszuschöpfen. "Das ist Teradatas Antwort auf das Thema Cloud Computing. Es geht um elastische Performance on Demand, wodurch den Firmen bei Bedarf flexibel zusätzliche Kapazität zur Verfügung steht", so der Europachef des Unternehmens, Hermann Wimmer (Foto). "Statt der nun abgeschalteten Data Marts, die oft nur zu 10 bis 20 Prozent ausgelastet werden konnten, nutzen diese Unternehmen die Ressourcen der Teradata ADW Private Cloud zu 90 bis 100 Prozent", so Wimmer weiter. Die Lösung virtualisiert zudem alle Prozesse und Speichermedien, so dass die Anwender sich nicht um den Ort oder die Verfügbarkeit der Systemressourcen kümmern müssen. Ausserdem soll sie das Workload Management verbessern und schliesslich die Skalierbarkeit. Die analytische Umgebung lässt sich nach Unternehmensangaben "reibungslos" skalieren und so an steigende Nutzerzahlen, Abfragevolumina und Datenvolumen von bis zu 92 Petabyte anpassen.
Teradata auf der Hadoop-Welle
Zweitens möchte Teradata natürlich am Big-Data-Boom partizipieren und seine Expertise beim Handling gigantischer Datenmengen in die Waagschale legen. Hierfür ging das Unternehmen unlängst eine Kooperation mit Hortonworks ein, einem Spezialisten für das im Big-Data-Umfeld sehr gefragte Hadoop-Framework. Gemeinsam will man derart Technologien entwickeln und Kunden beraten, die integrierte Big-Data-Analyse-Lösungen der Enterprise-Klasse aufbauen wollen. So sollen sich multi-strukturierte Daten aus neuartigen Quellen schnell laden und analysieren lassen. "Erste grosse Projekte in diesem Umfeld haben wir schon aufgesetzt", sagt Daryl McDonald. Weitere sollen schnell folgen, vor allem im Bereich integriertes Marketing-Management. Diesem Sektor möchte sich das Unternehmen in den nächsten Monaten sehr intensiv widmen. Und – natürlich – der Big-Data-Analyse im Social-Media-Umfeld. Wenngleich der CTO des Unternehmens, Steven Brobst, eine ziemlich eindeutige Meinung über die wahren Zukunftstrends im Big-Data-Geschäft äusserte: "Selbst wenn alle auf dem Globus vorhandenen Affen tagtäglich nichts anderes machen würden, als Daten in soziale Netzwerke einzugeben, so ist der tatsächliche Wachstumssektor in Big Data ein ganz anderer, nämlich das Internet der Dinge. Allein die Sensorik wird in den kommenden Jahren Datenmengen generieren, von denen wir heute nicht einmal zu träumen wagten." Dieser Fokus begründet sich freilich auch darauf, dass Teradata in seinen Kernbranchen Telekommunikation und Financial Services bereits viele der grössten Unternehmen weltweit unter seinen Fittichen hat und dementsprechend gezwungen ist, neue Geschäftsfelder zu erobern.
Schweizer Banken auf der Wunschliste
Luft nach oben hat hingegen das Schweizer Geschäft des Softwareanbieters. Zwar hat Teradata mit Swisscom, Sunrise, Migros, Helsana, CSS, Valora oder dem TCS bereits einige namhafte Kunden auf seiner Referenzliste. Indes setzen etwa UBS oder Credit Suisse aus Teradatas Kernbranche eben nicht auf die Software aus Ohio, sondern auf mitunter eigenentwickelte Lösungen. Jochen Töpfer, zuständig für das Business Development in der Schweiz, gibt sich recht zuversichtlich, auch hier bereits mittelfristig weiter zu kommen: "Die Finanzkrise hat selbst in der Schweiz viele Banken für das Thema Data Warehouse sensibilisiert und Big Data dient uns ebenfalls als Treiber." (Sven Hansel, Dublin)
(Interessenbindung: Der Autor nahm auf Einladung von Teradata an der Universe-Konferenz teil.)
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