Wie exzessiv sammeln Länder biometrische Daten?

27. Januar 2021 um 15:30
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Eine Analyse zeigt, wie Länder biometrische Daten sammeln und was sie damit machen. Die Schweiz schneidet gut ab.

Wie exzessiv sammeln verschiedene Länder biometrische Daten, wie werden sie genutzt und wie gut sind die sensiblen Daten geschützt? Diesen Fragen ist der Softwarevergleichsdienst 'Comparitech' nachgegangen.
Für eine Bewertung der verschiedenen Länder wurden 8 Bereiche angeschaut und entsprechend Punkte vergeben. Zu den untersuchten Metriken gehören etwa die Verwendung von Fingerabdrücken auf dem Reisepass oder bei einem Visum. In die Bewertung floss weiter ein, ob und wie diese sensiblen Daten geschützt werden und wie streng die gesetzlichen Vorschriften sind, um auf die Daten zugreifen zu können. Auch der Einsatz von Überwachungskameras (CCTV) und Gesichtserkennung wurde untersucht.
Je niedriger die Punktzahl, desto umfangreicher und invasiver ist die Nutzung von biometrischen Daten. Eine höhere Punktzahl könne auf bessere Beschränkungen und Vorschriften in Bezug auf die Nutzung und Überwachung biometrischer Daten hinweisen. Allerdings, so fügt der Autor an, könne der Grund auch eine mangelnde Entwicklung der Technologien im Land sein.

China schneidet schlecht ab, die USA nicht viel besser

Maximal vergeben werden in der Bewertung 31 Punkte, wobei kein einziges Land diesen Wert erreicht.
China schafft es auf gerade einmal 2 Punkte, was nicht überrascht. Einige Aspekte, die den Autoren Anlass zur Sorge bereiten, sind die Erweiterung der landesweiten biometrischen Datenbank um DNS-Informationen und der weit verbreitete Einsatz von Gesichtserkennung mit CCTV-Kameras. Die Gesichtserkennungskameras würden zudem nun auch zur Verfolgung und Überwachung der muslimischen Minderheit des Landes, der Uiguren, eingesetzt. Hinzu komme der mangelnde Schutz am Arbeitsplatz. Unternehmen sei es sogar erlaubt, die Gehirnströme der Mitarbeiter während der Arbeit auf ihre Produktivität hin zu überwachen.
Mit 6 Punkten gibt es auch für die USA keine besonders guten Noten. Besorgniserregend sei insbesondere das Fehlen eines spezifischen Gesetzes für den Schutz biometrischer Daten. Es gebe zwar eine Handvoll Bundesstaaten, die ihre Bewohner besser schützen würden. Weil aber ein Gesetz auf Bundesebene fehle, würden die Daten vieler Bürger ungeschützt bleiben. Und dies trotz der weit verbreiteten und wachsenden Nutzung von Gesichtserkennung an öffentlichen Orten, Biometrie am Arbeitsplatz und Fingerabdrücken für Visa, so 'Comparitech'.
Ein ähnliches Bild zeige sich in Ländern mit der gleichen Punktzahl, darunter Bangladesch und die Vereinigten Arabischen Emirate. Es gebe grosse Datenbanken mit polizeilichem Zugriff, unzureichende oder keine Gesetzgebung zum Schutz der biometrischen Daten und eine wachsende oder bereits extensive Nutzung der Gesichtserkennung.

Die Schweiz liegt im EU-Mittelfeld

Auf der anderen Seite der Skala schneiden Portugal und Irland sehr gut ab. Auf der neuen "Bürger ID" in Portugal sei zwar der Fingerabdruck gespeichert, aber das Gesetz verbiete die Implementierung einer zentralen Datenbank. So würden die Fingerabdrücke zwar abgenommen und auf der Karte gespeichert, dann aber zerstört. Ein Fingerabdruck wird also nicht mit einer zentralen Datenbank abgeglichen, sondern kann nur mit jenem auf einer Karte direkt verglichen werden.
Insgesamt würden die EU-Länder im Schnitt besser abschneiden, als der Rest der Welt. Dies habe auch mit der DSGVO. Eine Vorschrift etwa schütze Bürger bis zu einem gewissen Grad vor der Verwendung biometrischer Daten am Arbeitsplatz.
Die Schweiz liegt mit 14 Punkten zwischen den Niederlanden und Dänemark etwa im europäischen Mittel und damit weltweit im Top-Viertel. Punkte gibt es für eine "kleine biometrische Datenbank (z. B. Kriminalitätsdatenbank)" und dafür, dass der Zugang dazu gesetzlich geregelt ist. Abzüge gibt es für eine beginnende Implementierung von CCTV mit Gesichtserkennung an mehreren Orten. 

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