Predator: Nach der Überwachung ist vor der Überwachung

6. Oktober 2023 um 12:17
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Ein Predator ist übersetzt ein Raubtier. Das ist, was sich Midjourney darunter vorstellt. Illustration: Erstellt durch inside-it.ch mit Midjourney

Vor zwei Jahren zeigten die Enthüllungen rund um Pegasus, wie Menschen ausspioniert worden sind. Nun wurde mit Predator die nächste Spyware entdeckt.

Konkurrenz belebt das Geschäft. Was in der normalen Wirtschaft gilt, ist in der Schattenwelt nicht anders. Als Antwort auf die NSO Group, die hinter der Spionagesoftware Pegasus steht, wurde die "Intellexa Allianz" ins Leben gerufen. Diese verfolgt das gleiche Geschäftsmodell wie NSO: Despoten, Diktatoren und andere zwielichtige Gestalten mit Spyware versorgen.

Ausspionieren via Smartphone

Aufgedeckt hat dies ein internationales Recherchekollektiv aus verschiedenen Medien, welches das Mediennetzwerk European Investigative Collaborations (EIC) koordinierte.
Eingesetzt wurde Predator zum Beispiel im Jahr 2021, als sich die Spyware auf dem Smartphone eines ägyptischen Politikers einnistete. Es habe genügt, dass dieser einen per Whatsapp erhaltenen Link anklickte, um den Angreifern Zugriff auf Fotos und Kontakte zu verschaffen sowie Kamera und Mikrofon zu aktivieren. Das schreibt die 'Wochenzeitung', die an den Recherchen beteiligt war.

Schuld sind immer die anderen

Dass es Predator gibt, ist indes schon viel länger bekannt. Einer der Männer hinter der Intellexa Allianz, Tal Dilian, führte sie in einem Interview mit dem US-Magazin 'Forbes' vor laufender Kamera vor: Er zeigte, wie er aus einem umgebauten Lieferwagen heraus in ein Telefon einer Zielperson eindringt und sämtliche Whatsapp-Nachrichten anzapft.
Im gleichen Interview gibt Dilian zu, dass die Spyware "manchmal" missbraucht werde. Aber Schuld daran habe nicht der Spyware-Anbieter, sondern die Kunden, welche sie eben zu falschen Zwecken einsetzen.

Null-Klick-Infektion möglich

Zwar wird Tal Dilian später mit einer Busse über 925'000 Euro belegt, aber er ist zu dem Zeitpunkt längst weitergezogen und hat Büros in Griechenland und Irland eröffnet, wie die 'WOZ' schreibt. Auch haben er und sein Team Predator so weiterentwickelt, dass kein Klick auf einen Link mehr notwendig ist, um sie auf ein Smartphone zu laden. Es funktioniert per "Null-Klick-Infektion".
Die Recherchen des Journalisten-Kollektivs zeigen, dass die Intellexa-Software an zahlreiche "Länder mit problematischer Menschenrechtslage" verkauft worden seien. Dazu würden Ägypten, Madagaskar, Sambia oder Vietnam zählen. Aber auch in westlichen Ländern kam Predator zum Einsatz. Zum Beispiel hörte der griechische Geheimdienst Telefone mit der Spyware ab.

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