Als "Superwahlsonntag" bezeichnete der Thurgauer Kantonsrat Patrick Siegenthaler (Mitte) in seiner Anfrage den 7. April 2024. Die Stimmbevölkerung wählte den Regierungsrat und ein neues Parlament. Der Grund für Siegenthalers Anfrage: Der Zugang zur Website wahlen.tg.ch war an diesem Sonntag stark eingeschränkt. Während zwei Stunden fiel sie ganz aus.
Bereits bei den vorherigen kantonalen Wahlen im April 2020 habe die Website ihren Dienst verweigert, so Siegenthaler. Er fragte den Regierungsrat deshalb, wie viele Ausfälle es in den letzten fünf Jahren bei den kantonalen Websites gegeben habe. Und welche Massnahmen zur Verbesserung der Verfügbarkeit geplant seien.
Elf Vorfälle seit 2019
Die Thurgauer Regierung hat jetzt geantwortet, wie zuerst die
'Thurgauer Zeitung' (Paywall) berichtete. "Der kantonale Webauftritt (www.tg.ch) wird durch das Content-Management-System (CMS) Govis verwaltet. Seit 2019 wurden jeweils zwei Vorfälle pro Jahr (insgesamt elf) verzeichnet, bei denen Govis für kurze Zeit nicht verfügbar war", heisst es in der Antwort.
Die Gründe für die Ausfälle hätten teilweise in der Applikation selbst gelegen. Teilweise seien die Unterbrüche aber auch auf die IT-Infrastruktur mit drei Serverknoten zurückzuführen. "Da immer wieder Ausfälle einer der drei Serverknoten zu verzeichnen waren, wurde diese Infrastruktur optimiert. Grösstenteils können diese Ausfälle durch den sogenannten Loadbalancer nun abgefangen werden, indem die Serveranfragen auf einen der verfügbaren Server umgeleitet werden."
90'000 Anfragen pro Stunde waren zuviel
Daniel Thür von der Dienststelle für Kommunikation der Thurgauer Staatskanzlei sagte der Zeitung: "Während der heissen Phase, also zwischen 15 und 17 Uhr, hatten wir am Wahlsonntag pro Server rund 30'000 Anfragen. Bei drei Servern sind das 90'000 Seitenaufrufe pro Stunde, sprich 1500 pro Minute oder 25 pro Sekunde." Offenbar zu viel, an einem normalen Tag seien es vier- bis fünfmal weniger.
Bereits 2019 sei aufgrund von Stabilitäts- und Performanceproblemen der kantonalen Website eine Task-Force eingesetzt worden, schreibt die Regierung. Neben diversen technischen Verbesserungen sei die Aufgabenteilung zwischen dem Lieferanten und dem Amt für Informatik (AFI) neu geregelt worden. "Das AFI konzentriert sich seitdem auf die Überwachung der technischen Infrastruktur, während die Anwendungsüberwachung dem Lieferanten obliegt. Es gilt aber bei allen Massnahmen eine Kosten-/Nutzen-Analyse durchzuführen."
Internetauftritt wird komplett überarbeitet
Die Thurgauer Regierung gibt sich selbstkritisch: "Der Regierungsrat wird mit hoher Priorität prüfen, ob und in welchem Umfang die Serverkapazität an die erhöhten Bedürfnisse an einem Wahlsonntag angepasst werden kann. Zudem wird er die Abläufe (insbesondere die Pikettorganisation) am Wahlsonntag überprüfen und so optimieren, dass wahlen.tg.ch auch am Wahlsonntag uneingeschränkt zur Verfügung steht."
Im Übrigen werde der kantonale Internetauftritt im Rahmen der Umsetzung der Strategie Digitale Verwaltung Thurgau komplett neu konzipiert. Dabei würden auch die technische Gesamtarchitektur analysiert und die notwendigen Erneuerungen vorgenommen.