Wie die Schweizer Bevölkerung die Digitalisierung wahrnimmt

2. Februar 2023 um 11:16
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Nach der Digitalisierungs-Euphorie kommt die Ernüchterung. Foto: Thought Catalog / Unsplash

Cybergefahren werden präsenter, E-Government-Vorhaben nicht: Die Stiftung Risiko-Dialog hat der Schweiz auf den digitalen Zahn gefühlt.

Mit dem Digital Barometer untersuchen der Versicherer Mobiliar und die Stiftung Risiko-Dialog die Wahrnehmung und Bedürfnisse der Schweizer Bevölkerung in Sachen Digitalisierung. Ganz grundsätzlich zeige sich, dass die Bevölkerung die Digitalisierung positiv wahrnimmt, allerdings etwas weniger positiv als noch vor einem Jahr.
Dies habe einerseits mit einer Ernüchterung nach der Pandemie zu tun. Während der Pandemie sei sehr offensichtlich geworden, was mit Digitalisierung alles möglich ist. Nun seien aber die damit einhergehenden Herausforderungen in den Vordergrund gerückt. Getrübt werde die Einschätzung vermutlich auch durch die wirtschaftliche Lage, den Krieg in der Ukraine und die allgegenwärtige Klimakrise, wie es heisst.

Cybergefahren werden präsenter

Im Vergleich zu den vergangenen Jahren sei das Cyber-Risikobewusstsein und die -Risikowahrnehmung in der Bevölkerung gestiegen, so der Barometer. Medienberichte zu Cyberangriffen, neue Security-Massnahmen in Unternehmen oder das steigende Angebot an Cyberversicherungen würden das Thema präsent machen. Eine besonders hohe Gefahr sehen die Befragten bei fehlender Cybersecurity für kritische Infrastrukturen, bei grossen Privatunternehmen sowie öffentlichen Stellen.
Interessant ist, dass die Befragten für den Cyber-Schutz eher Privatunternehmen vertrauen, als der Politik. Das Schutzniveau durch die Privatwirtschaft, etwa von Anbietern von Sicherheitslösungen, wird höher eingeschätzt als das der öffentlichen Hand (Justiz- und Polizeisystem).
Im Vergleich zu 2019 ist auch das Vertrauen in Organisationen gestiegen, was den Schutz persönlicher Daten anbelangt. Eine grosse Mehrheit der Befragten sieht seine Daten bei Banken, Behörden, ÖV-Anbietern und der Wissenschaft in guten Händen. Markant angestiegen ist auch das Vertrauen in Schweizer Technologie-Firmen (von 35 auf 59%) sowie in internationale Tech-Anbieter (von 9 auf 17%).

Fehlt es an sichtbaren Leuchtturmprojekten aus der Politik?

Ende 2022 habe ein Bericht des Bundesrats eine positive Bilanz zum Stand der Digitalisierungsprojekte gezogen. Die Verwaltung habe den Digitalisierungsbedarf erkannt, so der Digital Barometer. Die Bevölkerung aber nehme den Stand der Digitalisierung etwas negativer wahr. Als schwach oder eher schwach bewertet jeweils fast die Hälfte der Befragten das Engagement der Politik im Bereich Digitalisierung sowie das politische System für die Gestaltung der Digitalisierung.
Die Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung der Bevölkerung und dem Bundesratsbericht könnte mit der fehlenden Sichtbarkeit zusammenhängen. Fortschritte würden in der Bevölkerung noch wenig wahrgenommen, was sich aber in den kommenden Jahren möglicherweise ändern werde, so die Autoren.

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