Atos sammelt 1,68 Milliarden Euro für Restruk­tu­rierung

15. Juli 2024 um 09:37
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Atos Hauptsitz in Bezons. Foto: Unicocorn / Wikimedia / Lizenz: CC BY-SA 4.0

Der IT-Dienstleister hat sich bei bestehenden Gläubigern neues Kapital gesichert. Ende Juli will Atos die Eröffnung eines Schutz­schirm­verfahrens beantragen.

Der kriselnde französische IT-Konzern Atos hat sich von bestehenden Gläubigern neue Finanzmittel in der Höhe von 1,68 Milliarden Euro gesichert. Zudem hat eine Mehrheit der Investoren eine "Lock-up-Vereinbarung" unter­zeichnet, sie nach der Restrukturierung Anteile des Unternehmens übernehmen werden, wie Atos in einer Mitteilung bekannt gab.
Das neu eingesammelte Kapital lag im oberen Bereich dessen, was Atos bei der Ankündigung des Refinanzierungsdeals am 30. Juni erwartet hatte. Im Rahmen des Plans haben sich Kreditgeber und Investoren bereit erklärt, 2,9 Milliarden Euro an Darlehen und Anleihen in Eigenkapital umzuwandeln und 233 Millionen Euro an neuem Eigenkapital einzuschiessen.
Wie Atos schreibt, können Gläubiger, die die Vereinbarung noch nicht unterzeichnet haben, dies noch bis zum 22. Juli nachholen. Dann will der IT-Dienstleister beim zuständigen Handelsgericht die Eröffnung eines beschleunigten Schutzschirmverfahrens beantragen. Dieses würde es dem Unternehmen ermöglichen, Gläubiger, die mit dem Vorschlag nicht einverstanden sind, abzuwehren, falls dies zur Umsetzung der Umstrukturierung erforderlich ist.
Der Konzern teilte zudem mit, dass er sich eine Zwischenfinanzierung in Höhe von 800 Millionen Euro gesichert habe, von denen 450 Millionen Euro bereits zur Verfügung stünden. So soll das Unternehmen bis zum Abschluss des Restrukturierungsplans über die notwendige Liquidität verfügen, um seine Geschäfte finanzieren zu können.

Neue Führungsriege nach Umstrukturierung

Weiter sollen auch die Erlöse aus den möglichen Verkäufen von der Kernenergie-Tochter Worldgrid und des Geschäftsbereichs Big Data and Security (BDS) an den französischen Staat zur Rückzahlung der Schulden verwendet werden. Dies allerdings unter dem Vorwand, dass der Barmittelbestand des Unternehmens per Ende 2026 mindestens 1,1 Milliarden Euro beträgt. Andernfalls darf Atos einen Teil dieser Erlöse behalten, um seine Liquidität zu sichern.
Gegenüber 'Reuters' sagte Atos, dass die Banken und Anleihegläubiger keine Absicht hätten, gemeinsam zu handeln. Damit sei die Gefahr gebannt, dass das Unternehmen nach Abschluss der finanziellen Umstrukturierung von aussen kontrolliert werde. "Der Verwaltungsrat wird sich weiterhin mehrheitlich aus unabhängigen Mitgliedern zusammensetzen und bestimmte Gläubiger werden das Recht haben, die Ernennung von Mitgliedern oder Beobachtern vorzuschlagen", so der Konzern.
Nach Abschluss der Umstrukturierung soll dann voraussichtlich Ende 2024 oder Anfang 2025 eine neue Unternehmensführung gewählt werden.

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