Frankreich will Atos als Retter unter die Arme greifen

29. April 2024 um 09:53
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Atos Hauptsitz in Bezons. Foto: Unicocorn / Wikimedia / Lizenz: CC BY-SA 4.0

Der französische Tech-Konzern braucht 1,1 Milliarden Euro Bargeld für seine Rettung. Jetzt will der Staat verschiedene kritische Bereiche übernehmen.

Der französische Staat will stra­te­gisch wichtige Teile des taumelnden Tech-Unternehmens Atos über­nehmen. Das hat der französische Finanzminister Bruno Le Maire am Wochenende bekannt gegeben. Er habe der Firma eine entsprechende Absichtserklärung geschickt, sagte er gegenüber dem Sender 'LCI'.
Atos besitzt unter anderem Supercomputer für Simulationsberechnungen von Atombombentests, die Frankreich nicht mehr mit realen Kernwaffen ausführt. Zudem hat das Unternehmen zahlreiche Verträge mit der französischen Armee abgeschlossen. Es gehe darum, alle Aktivitäten von staatlich-strategischem Interesse zu übernehmen, sagte Le Maire.
Dies soll verhindern, dass strategische Aktivitäten des französischen Staates in ausländische Hände fallen. Dabei geht es laut dem Minister insbesondere um die Sicherung von Anwendungen Künstlicher Intelligenz und um Cyber­sicher­heit.

Sicherheitsrelevante Sparten im Fokus

Atos bestätigte, dass ein entsprechendes Angebot beim Unternehmen eingegangen sei. Demnach denkt der französische Staat über den Erwerb der Sparten Advanced Computing, Mission Critical Systems und Cybersecurity Products aus dem Geschäftsbereich Big Data and Security (BDS) nach. Der indikative Unternehmenswert soll dabei zwischen 700 Millionen und 1 Milliarde Euro liegen.
Die drei Sparten generieren einen jährlichen Umsatz von rund 900 Millionen Euro. Für die sicherheitsrelevanten Bereiche arbeiten rund 4000 Angestellte, vor allem in Frankreich. Le Maire sagte, er hoffe, dass der Staat nicht der einzige Retter für Atos sei. Unternehmen etwa aus dem Sicherheitsbereich oder der Aeronautik könnten sich ebenfalls engagieren.

Mehr Geld als gedacht nötig

Anfang Juni 2024 soll im Hinblick auf die Abgabe des Angebots eine Due-Diligence-Prüfung gestartet werden. Zudem gab Atos eine Überarbeitung des vorgestellten finanziellen Restrukturierungsrahmens bekannt. So will das Unternehmen den aktuellen Marktbedingungen und Geschäftstrends Rechnung tragen.
Gemäss den neu veröffentlichten Zahlen braucht Atos für die Finanzierung des Geschäfts in den nächsten 2 Jahren nicht wie zuvor angekündigt 600 Millionen, sondern insgesamt 1,1 Milliarden Euro an Bargeld. Die Mittel sollen dabei in Form von Fremd- oder Eigenkapital von bestehenden Anteilseignern oder Drittinvestoren beschafft werden.
Damit braucht Atos fast doppelt so viel Geld wie zuvor angekündigt. Beibe­halten werden sollen die zusätzlichen 300 Millionen Euro an neuen Krediten sowie 300 Millionen Euro an Bankgarantien, die bereits zuvor kommuniziert wurden. Ebenfalls unverändert bleiben soll die Verlängerung der ver­blei­ben­den Schuldenlaufzeiten um fünf Jahre.
(Mit Material von Keystone-sda)

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