

Bund will Zugang zu Mobilitätsdaten der Bevölkerung
7. März 2023 um 15:11Um im Krisenfall über mehr Informationen zu verfügen, will das Bundesamt für Bevölkerungsschutz ein neues System für Mobilitätsanalysen beschaffen.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (Babs) ist für die Nationale Alarmzentrale (NAZ) auf der Suche nach einer neuen Applikation für Mobilitätsanalysen in Katastrophenfällen. In einer Ausschreibung werden zwei Aufträge für die Entwicklung des Systems sowie für die Qualitätssicherung und das Testmanagement vergeben.
Die NAZ ist für ausserordentliche Ereignisse zuständig und muss jeden Tag rund um die Uhr erreichbar sein. Eine ihrer Hauptaufgaben ist der Schutz der Schweizer Bevölkerung in Krisenfällen und die Sicherstellung eines Lagebildes.
"Ein Teil der Lageinformation ist in der Regel eine Schätzung der Anzahl Personen, die von einem Ereignis betroffen sind, sowie deren Mobilitätsverhalten." Bisher beruhten diese Kenntnisse auf statistischen Angaben sowie Beobachtungen und Erfahrungen von Einsatzkräften vor Ort.
Zugang zu anonymen Mobilfunkdaten
Mit dem Projekt "Mobilitätsanalyse" möchte das Babs jetzt eine neue Applikation zur Datenanalyse und -visualisierung schaffen. Dabei sollen auch Mobilitätsdaten von Mobilfunkbetreibern beschafft und miteinbezogen werden, heisst es in der Ausschreibung. Somit würde man im Katastrophenfall präzisere Angaben über den Aufenthaltsort sowie das Mobilitätsverhalten von Menschengruppen ab 20 Personen erhalten.
"Die gewünschte Lösung soll nahezu in Echtzeit, anonymisiert und unter Einhaltung sämtlicher datenschutzrechtlicher Vorgaben, Informationen zum Aufenthaltsort sowie zum Mobilitätsverhalten von Personengruppen für vordefinierte und frei wählbare Gebiete in der Schweiz aufbereiten und darstellen" schreibt das Bundesamt. Damit könne die betroffene Bevölkerung rascher und gezielter informiert sowie besser geschützt werden.
Rückschlüsse aufs Verhalten
Mit der neuen Applikation soll etwa die Anzahl der Personen in einem betroffenen Gebiet oder die Personendichte gemessen und dargestellt werden können. Auch Bewegungsprofile von Menschengruppen sollen dank des Zugangs zu den anonymisierten Mobilitätsdaten besser nachvollzogen werden können. Diese zeigen dann in einem Notfallszenario, welche Strecken zurückgelegt wurden, welche Richtung eingeschlagen wurde und wie diese relativ zum Krisengebiet steht. Dazu soll aber auch die Analyse nach Altersgruppen, Nationalität, Herkunft und Wohngemeinde möglich sein.
Neben der Darstellung in Echtzeit sollen die Daten auch mit der Vergangenheit oder Durchschnittswerten verglichen werden können. Um dabei auch Referenzwerte für die Zukunft zu schaffen, sollen diese auch gespeichert werden. Laufend sollen die Informationen der letzten 24 Stunden aus der ganzen Schweiz archiviert werden. Dabei soll alle 15 Minuten ein Datensatz abgelegt werden, der dann für einen Tag aufbewahrt wird.
Screenshot: Bundesamt für Bevölkerungsschutz
Das Besondere daran ist, dass das Bundesamt bereits über eine weit verbreitete Notfall-App verfügt: Alertswiss. Grundsätzlich könnte das Babs seine Mobilitätsdaten auch mit dieser Anwendung sammeln. Ob und inwiefern diese als Basis für die neue Applikation dienen soll, wird in der Ausschreibung aber nicht gesagt. Die Grundlagen für das neue System sollen im Laufe des Jahres von den Zuschlagsempfängern erarbeitet werden.
Erst kürzlich hatten die SBB mit ihrem Vorhaben zur Analyse von Mobilitätsdaten viel Kritik geerntet. Das Babs will seine Daten zwar nicht per Kamera erheben, doch im Kern gehts um genau dasselbe: Die (statistische) Nachverfolgung von Bewegungsströmen.
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