Die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB)
schreibt erneut sehr viel Geld wegen seiner Tochter Radicant ab. Man nehme eine Wertberichtigung in der Höhe von 105,5 Millionen Franken vor, teilt die BLKB mit.
Wesentlich für die Wertberichtigungen seien Verzögerungen bei der Integration des Treuhandgeschäfts von Radicant Business Services. Zudem hätten sich unvorhergesehene Problemstellungen unter anderem in tieferen Kundenzahlen, geringeren Erträgen und höheren Kosten im Treuhandgeschäft niederschlagen. Geplante Synergien zwischen Radicant Business Services und Radicant Bank liessen sich nicht wie vorgesehen realisieren. Auch seien die Erwartungen an das Treuhandgeschäft nicht erfüllt worden.
Übernahme von Fintech Numarics
Hinter Radicant Business Services steckt das Treuhand-Fintech Numarics, das Ende letzten Jahres von der
BLKB mehrheitlich übernommen wurde. Ziel des Zusammenschlusses war es, Privatkundinnen und -kunden sowie KMU ein voll integriertes Angebot für Banking, Finanzanlagen sowie Administration anzubieten.
Künftig soll sich Radicant mit dem Banking-Angebot auf Privatkundinnen und -kunden fokussieren. KMU sollen mit Angeboten zu Banking, Finanzanlagen und der Administration adressiert werden, so die Mitteilung weiter. Mit Vertriebspartnerschaften und Kooperationen mit Unternehmen soll das Kundenwachstum beschleunigt werden.
Kostenreduktions- und Effizienzprogramm
Insgesamt bewertet die BLKB die Kostenbasis der Radicant-Gesellschaften als zu hoch. Mit der Wertberichtigung geht laut der Mitteilung deshalb ein umfangreiches Kostenreduktions- und Effizienzprogramm sowie Anpassungen in der Governance der Gruppe einher.
Der Verwaltungsrat von Radicant soll durch Matthias Kottmann, Geschäftsleitungsmitglied und Leiter Geschäftsbereich Private Vermögens- und Finanzberatung der BLKB, ergänzt werden.
Weitere Details dazu, wie Kosten gesenkt und die Effizienz gesteigert werden soll, nennt die Bank keine. Zuletzt beschäftigte die Radicant Bank knapp 100 und Radicant Business Services, respektive Numarics 80 Mitarbeitende.
Breakeven auf 2029 anvisiert
Der Start der Digitalbank Radicant, die von der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) gegründet wurde, verlief holprig. Nach dem Erhalt der Finma-Lizenz musste der auf 2022 geplante Start um ein Jahr verschoben werden. Entsprechend verschlang Radicant viel Geld. Zuletzt zeigte sich die Digitalbank aber optimistisch: Vergangenen Herbst hiess es, sie sei auf Kurs und erreiche 2027/2028 den Breakeven. Dieses Ziel wird nicht erreicht. "Radicant geht neu von einem Breakeven 2029 aus", schreibt die Bank in ihrer aktuellen Mitteilung.
Nach wie vor aber hält die Kantonalbank an ihrer Diversifizierungsstrategie mittels der Digitalbank Radicant fest – auch wenn sich die "strategischen Erwartungen insbesondere an das Treuhandgeschäft nicht erfüllt haben", so Thomas Schneider, Bankratspräsident der BLKB.
Personelle Veränderungen beim Mutterhaus
In derselben Mitteilung gibt die BLKB auch personelle Änderungen bekannt: Bankratspräsident Thomas Schneider ist seit 2018 im Amt. Er habe sich dazu entschieden, noch vor dem Ablauf seiner derzeitigen Amtsperiode zurückzutreten. Er werde das Institut Mitte 2026 verlassen, schreibt die Bank.
Auch BLKB-CEO John Häfelfinger werde das Finanzinstitut Mitte nächsten Jahres verlassen, um seine Karriere ausserhalb der Bank fortzuführen. Unter der Führung von John Häfelfinger seien grosse Fortschritte in der Digitalisierung erreicht, der Kundenservice weiter ausgebaut und die Unternehmenskultur modernisiert worden, sagt Bankratspräsident Schneider in der Mitteilung.