KI-Modelle wie ChatGPT, auch als "General Purpose Artificial Intelligence Systems" (GPAIS) bezeichnet, lösen Aufgaben, für die sie nicht speziell trainiert wurden. Mit solchen Systemen würde sich ein grosses Feld von Chancen und Risiken eröffnen, schreibt GLP-Nationalrat Jörg Mäder in einer parlamentarischen Anfrage. Er will von der Regierung wissen, wie sie die Auswirkungen auf das Schweizer Bildungssystem einschätzt.
Ein gutes Beispiel sei ChatGPT, so Mäder. Die KI könne Textaufforderung durch die Vorhersage des nächsten Wortes vervollständigen, aber auch Mathematikaufgaben lösen oder Code generieren.
Wie bei anderen Arten von neuen digitalen Werkzeugen seien auch bei KI-Tools Auswirkungen auf den Schulunterricht absehbar, schreibt der Bundesrat in seiner Antwort. Es sei Aufgabe der Kantone und der jeweiligen Institutionen, sich damit auseinanderzusetzen. KI könne auch erhebliches Potenzial bieten und Lernprozesse unterstützten.
Lehrpersonen brauchen Kompetenzen
"Da die Entwicklung dieser digitalen Tools kaum zu verhindern ist, kann davon ausgegangen werden, dass die Fähigkeit, sie sinnvoll zu nutzen, für eine selbstbestimmte Teilhabe an der Gesellschaft und der Arbeitswelt entscheidend sein wird", bilanziert der Bundesrat. Es sei somit wichtig, dass sowohl Jugendliche als auch Lehrpersonen über die nötigen Kompetenzen verfügen, um ein Modell wie ChatGPT nutzen zu können.
Bei Berufsrevisionen in der beruflichen Grundbildung sowie in der höheren Berufsbildung würden die Anforderungen der KI konsequent berücksichtigt, so der Bundesrat weiter.
Als Werkzeug könne ChatGPT das Schreiben von Seminararbeiten unterstützen, sagt Professor Martin Volk, Leiter des Instituts für Computerlinguistik an der Universität Zürich,
in einem Interview mit der 'Netzwoche'. Dies sei per se nicht schlecht. Aber der Bildungsbereich müsse darauf reagieren. Denkbar seien mündliche Prüfungen oder schriftlichen Prüfungen auf Papier. "Ausserdem kann ich mir vorstellen, dass wir die Studierenden dazu verpflichten werden, transparent zu machen, welche Rolle ChatGPT bei der Erstellung einer Arbeit gespielt hat", so Volk weiter.
KI-Ausschuss des Europarats arbeitet an einem Übereinkommen
Auch ausserhalb des Bildungsbereichs werden GPAIS eine wichtige Rolle spielen. Mäder stellt deshalb die Frage, wo der Bundesrat Auswirkungen erwartet und wie er darauf reagieren möchte.
Man werde die "Entwicklungen, Chancen und Risiken" im Bereich "weiterhin beobachten und analysieren", schreibt dazu der Bundesrat. Dazu tausche man sich mit den Akteuren aus, vor allem im Rahmen der Plattformen Tripartite und des Kompetenznetzwerks für Künstliche Intelligenz.
Auf internationaler Ebene erarbeite derzeit der KI-Ausschuss des Europarats ein Übereinkommen über Künstliche Intelligenz, Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Dieses sehe eine Methode zur Risikoanalyse vor, die jeweils den spezifischen Kontext, in dem ein KI-System genutzt wird, berücksichtige. Demnach sind Betreiber verantwortlich, die Risiken zu identifizieren und zu verringern. Im Auftrag des Bundesrats setze sich die Schweizer Delegation im CAI dafür ein, dass den Risiken, die von GPAIS ausgehen, im Rahmen des neuen Übereinkommens des Europarats Rechnung getragen werde.