Gegen 1 Uhr morgens in der Nacht auf den 10. März brach in der RZ-Anlage von OVHcloud in Strassburg ein Brand aus. Nach sechs Stunden konnte die Feuerwehr diesen unter Kontrolle bringen. Von den vier dortigen Rechenzentren SBG-1, SBG-2, SBG-3 und SBG-4 brannten laut dem Betreiber SBG-2 komplett aus und zumindest Teile von SBG-1.
Der Brand habe keine Opfer verursacht. Drei vor Ort anwesende Mitarbeiter von OVHcloud seien von den Rettungsdiensten untersucht worden, berichtet
'Dernières Nouvelles d'Alsace' (DNA). Das Feuer sei in einem fünfstöckigen Gebäude mit einer Grundfläche von 500 Quadratmetern ausgebrochen. Bei Eintreffen der Feuerwehr sei die Anlage im Vollbrand gestanden, und die Flammen hätten zehn Meter hochgeschlagen. Im Einsatz waren 115 Feuerwehrleute mit 44 Geräten, auch ein deutsches Feuerlöschboot aus dem benachbarten Kehl wurde als Verstärkung auf dem Rhein hinzugezogen.
Web-, Mail- und weitere Dienste down
OVH, heute OVHcloud, wurde 1999 gegründet, ist einer der grössten Cloud-Hoster und Internetdienstleister Europas und ist auch am europäischen
Cloud-Projekt Gaia X beteiligt. Der Gründer und Vorsitzende des Unternehmens, Octave Klaba, erklärte nach dem Brand auf Twitter: "Wir können das Areal nicht betreten. Deshalb werden SBG1, SBG3, SBG4 heute nicht neu gestartet."
Das Unternehmen verfügt neben Strassburg über 16 weitere RZ-Standorte in Frankreich und insgesamt 32 weltweit. Trotzdem hatte der Brand zumindest kurzfristig weitreichende Auswirkungen. Die
Statusseite von OVHcloud zeigte noch am Nachmittag "down" für diverse Dienste wie Web-Hosting, E-Mails, Cloud oder Kubernetes an.
Flughafen Strassburg und Centre Pompidou betroffen
Zu den Betroffenen gehörten zahlreiche Organisationen und Unternehmen. Gegenüber 'DNA' erklärte der Flughafen Strassburg, der OVHcloud als zentralen Dienstleister nutzt: "Der Flughafen funktioniert weiterhin normal, aber jeder, der Informationen erhalten oder eine Reservierung auf unserer Website vornehmen möchte, kann dies nicht."
Auch andere Organisationen wie das Centre Pompidou in Paris, die Europäische Volksuniversität, französische Behörden und Wetterdienste, Unternehmen in Frankreich, aber auch in Belgien und Deutschland hatten Probleme mit ihren Websites und dem E-Mail-Verkehr. Beeinträchtigt waren weiter Websites wie WP Rocket, Piwigo, Imagify und vorübergehend die französische Regierungsplattform data.gouv.fr. Die Entwickler des Online-Games "Rust" meldeten einen "Totalverlust der 25 betroffenen EU-Server". Alle Spieler-Daten seien momentan verloren, man bemühe sich um eine Wiederherstellung.
In einem Update auf Twitter kündigte Octave Klaba als nächste Schritte für die kommenden ein bis zwei Wochen an, man werden nun die Leistung in den nicht vom Brand betroffenen RZs in Strassburg wieder aufbauen. Weiter würden die Glasfaserverbindung der Netzwerkräume mit den OVHcloud-Rechenzentren in Paris und Frankfurt überprüft.
"Wir bewerten derzeit die Auswirkungen dieses Vorfalls und werden so bald wie möglich mit grösstmöglicher Transparenz über den Fortschritt unserer Analyse kommunizieren", teilte das Unternehmen weiter mit. Die Brandursache auf dem Areal in Strassburg ist derzeit noch unklar.