Credit Suisse lanciert eine Neobank Plus

10. September 2020 um 10:36
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Die Grossbank will Revolut und Co. Konkurrenz machen, hat mit CSX aber viel mehr vor. Das Gedränge im Markt dürfte noch grösser werden.

Die Credit Suisse lud heute für eine Ankündigung in ihre moderne Filiale an der Europaallee ein: Die Grossbank lanciert ein Konkurrenz-Produkt zu den Neobanken wie Revolut, Neon oder N26. Das Angebot namens CSX soll ab Ende Oktober verfügbar sein. Und es soll deutlich mehr sein, als eine weitere Neobank, unterstrich Anke Bridge, die Digitalchefin der Credit Suisse.
"Schluss mit Apps, die Banken spielen, wir bringen als renommierte Bank ein Angebot, dass sich anfühlt wie eine App", warb die Leiterin der jungen CS-Geschäftseinheit "Digital Banking" vor der Presse. Man wolle mit CSX das ganze Angebot und die Qualität der Credit Suisse in eine App bringen. Wie das am besten gelingen könne, habe man mit 1200 Kunden erarbeitet, die in die Entwicklung einbezogen worden seien. 
Vorerst werden mit CSX ein Privat-Konto sowie eine onlinefähige Debit-Mastercard zur Verfügung gestellt. Sukzessive soll die Palette aber ausgebaut und um Anlage-, Vorsorge- und Hypothekenlösungen ergänzt werden. Zum Angebot gehören auch ein Finanzplaner und eine voll-digitale Vermögensverwaltung. Man könne alles von A bis Z in der App erledigen, ohne über Schnittstellen zu stolpern, versprach Anke Bridge.
Auch das Onboarding, das in 10 Minuten erledigt sei, werde komplett in der Applikation abgewickelt. Aus Compliance-Gründe ist aber noch ein Kontakt mit einem Mitarbeiter der Swisscom, der die Identität prüft, notwendig – auch das in der App.
Das Angebot wird mit einem neuen Konzept für Geschäftsstellen ergänzt, in denen auch digital affine Kunden persönliche Services erhalten sollen. Die Kunden könnten selbst entscheiden, welche Angebote sie digital, welche sie telefonisch und welche sie persönlich vor Ort in Anspruch nehmen wollen. Anrufe beim Kundendienst etwa kann man direkt aus der App tätigen.
CSX gibt es für Kunden, die sämtliche Bankgeschäfte digital abwickeln möchten, sowie für Jugendliche kostenlos, allerdings bezahlen über 25-Jährige eine Gebühr von 2 Franken für jeden Bezug am Bankomaten. Wer regelmässig Geld am Bankomat beziehen möchte, bezahlt für CSX 3.95 Franken im Monat, inklusive aller Bankomat-Transaktionen.
Kannibalisiert damit die CS nicht ihre teureren Angebote? André Helfenstein, Chef der Credit Suisse Schweiz, sagte dazu: "Wer nicht mutig ist, wird ohnehin kannibalisiert". Er dürfte auf die Neobanken geschielt haben, wie schon die Postfinance, die kürzlich durchsickern liess, dass sie an einem ähnlichen Projekt arbeitet. Das Gedränge auf dem Markt wird also noch grösser.
Helfenstein unterstrich aber, dass Kunden nicht einfach von der CS zu den Neobanken abwandern würden, sondern zusätzliche Geschäftsbeziehungen eingingen. Diese seien sporadisch und klein. Dennoch will die Grossbank dem offenbar einen Riegel schieben. Wie man damit Geld verdienen will, liess man seitens Credit Suisse aber offen. Es hiess lediglich, dass man rund um die App neue Angebote lancieren und in Zukunft profitabel damit werden wolle. 

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