Es droht eine E-ID-Volksabstimmung. Warum setzt die SIK jetzt auf die SwissID und ist dies ein Vorentscheid? Wir haben nachgefragt.
Die Schweizerische Informatikkonferenz (SIK) hat mit der Firma SwissSign eine Vereinbarung bezüglich der Nutzung von deren SwissID-Produkten abgeschlossen. Dies melden die beiden Parteien.
Inhalt der Vereinbarung sind die Konditionen unter welchen die Mitglieder – Bund, alle Kantone sowie Städte und Gemeinden – alle SwissID-Produkte nutzen können.
Die Vereinbarung wurde geschlossen, obwohl ein Referendum gegen das E-ID-Gesetz im Gange ist, das die Aufgabenteilung Staat-Private verhindern will. "Unsere Mitglieder können nicht warten, ob das Referendum zustande kommt und wie eine allfällige Abstimmung ausfällt," erklärt SIK-Geschäftsleiter Urs Jermann auf Anfrage.
"Interessierte Kantone und Gemeinden müssen jetzt Erfahrungen mit dem Einsatz von E-ID-Produkten in ihren Portalen sammeln können", so Jermann. Aktuell sei die SwissID das Produkt, mit welchem die SIK-Mitglieder Erfahrungen sammeln können, es gebe leider keinen Anbietermarkt.
Mit den nun festgelegten und in Kraft gesetzten Konditionen gehe es aktuell um Pilotprojekte für Willige. Es handle sich nicht um einen Vorentscheid für ein mögliches marktbeherrschendes Produkt aus privatwirtschaftlicher Hand.
Solche Pilotprojekte seien effizient und kostengünstig umsetzbar, es gehe oft um vierstellige Beträge und damit sollen einzig Erfahrungen gesammelt werden, wiederholt Jermann. "Es geht zum einen um technologische Erfahrungen, zum anderen stellt sich die Frage, wieviele Bürger nutzen eine solche E-ID überhaupt und wofür."
In der Tat haben Normalsterbliche nur selten Kontakt mit den Behörden und viel seltener als mit Banken oder den anderen Unternehmen, welche die private E-ID als Aktionäre von SwissSign etablieren möchten.
Falls ein Markt mit mehreren E-ID-Anbietern entstehen sollte, könne man diese später dank den gemachten Erfahrungen auch günstig einbinden. Gespräche mit den Verantwortlichen für die Zuger E-ID und weiteren Anbietern seien im Gange.
Und falls sich die SwissID-Produkte nicht bewähren sollten, sei die Vereinbarung mit dem Anbieter SwissSign jährlich kündbar.
Das SwissSign-Modell sieht vor, dass Bürgerportale und Firmen für die SwissID-Produkte bezahlen, aber dass die Identifikation für die E-ID-Inhaber kostenlos ist.
"Wir hätten gerne eine Flatrate"
Zu den konkreten Konditionen und den Preisen für SIK-Mitglieder äussert sich Jermann nicht. Eine Flatrate für die SwissID-Nutzung sei es aber nicht: "Eine Flatrate macht bis anhin auch kaum Sinn, da wir die Nutzung noch gar nicht berechnen können". Jermann schliesst aber nicht aus, dass die SIK später von SwissSign oder anderen E-ID-Anbietern eine Flatrate verlangen werde.
Eine nutzungsunabhängige Flatrate hat heute schon einen einflussreichen Befürworter: Die Stadt Zürich. Der Stadtzürcher IT-Chef
Andreas Németh sagte zu inside-it.ch: "Wir hätten gerne eine Flatrate".
Jermann hofft, dass möglichst alle staatlichen Organisationen an einem Strick ziehen und in bälde viele Pilotprojekte starten. Bis anhin kam die SwissID primär in "Randthemen" mit niedrigster Sicherheitsstufe zum Einsatz. Beispielsweise setzt Graubünden
die SwissID für den Online-Bezug von Fischereipatenten ein.
Offenbar wollen diverse Kantone die SwissID künftig für Bürgerportale und Steuerlösungen einsetzen.