2000 Menschen sollen in "Woven City" dereinst leben. Ein Vergleich mit dem Smart-City-Projekt einer Google-Schwester in Toronto zeigt erste Unterschiede.
Mit "Woven City" ("Verflochtene Stadt") will Toyota ein "Dorf" der Zukunft bauen, um Smart-City-Technologien unter realen Bedingungen und mit 2000 Bewohnern zu testen. Dies kündigte Toyota-Chef Akio Toyoda an der CES an.
Toyota möchte ein 70 Hektar grosses Firmenareal dafür umbauen. Geplant wird das Projekt vom dänischen Stararchitekt Bjarke Ingels. Er soll Bauten aus Holz mit Solarpanels entwerfen, die mit "Inhouse Robotics" als Lebenshilfe vollgepackt werden sollen. Speziell will man vor allem Lösungen finden, wie Fussgänger, Velofahrer und Automobilisten Strassen smarter als bis anhin nutzen können.
Diverse Medien bezeichnen das Projekt als ambitionierteste Ankündigung zum Start der CES, und es bietet sich der Vergleich mit dem 2017 gestarteten Projekt einer Google-Schwester in Toronto an.
Video: Toyota
"Kein Business-Modell"
Das kanadische Projekt heisst Quayside und umfasste offiziell "nur" 5 Hektar auf einer wenig genutzten Top-Lage, einer Uferzone mitten in Toronto. Im Unterschied zum Toyota-Projekt ist es aber kein privates Gelände und es gibt Anwohner. Bei einem Besuch vor Ort 2018 zeigte sich, dass die für die Entwicklung auserkorene Google-Schwester Sidewalk Labs wenig Erfahrung mit realen Projekten hat.
Mit von Schulkindern gemachter "Stadtplanung" und Post-it-Zettel-Feedback versuchte man im Besucher-Zentrum in der ersten Projektphase einen Bottom-Up-Zugang zu suggerieren, blieb aber sonst vage und dies in bunten Farben. Google selbst warb für eine gemeinsame Technologie-Plattform für alle Bewohner und alle Smart-City-Apps und mit vagen Bekenntnissen zur Datennutzung. Auf Fragen von Besuchern hin sagten Angestellte lächelnd, es gebe eigentlich kein Businessmodell hinter dem Smart-Quartier-Projekt. So stiess der Technologiekonzern trotz Ideen von Hochhäusern aus lokalen Tannen und Digitalstrom-Versorgung auf viel Misstrauen.
Die Vorstellungen von Sidewalk Labs umfassen auch nicht nur die angenommenen 5 Hektaren, sondern, wie mit der Publikation eines Masterplans und Medienrecherchen publik wurde, ein Gelände von 77 bis 140 Hektaren und eine Beteiligung an den Steuereinnahmen.
Das Visitor Center in Toronto wollte zu Beginn mit Hipster-Charme überzeugen (Foto: mag)
Daraufhin distanzierte sich die Stadtentwicklungsbehörde von ihrem Auftragnehmer und es gibt Konflikte rund um Definitionen der Begriffe "Datenschutz" und "Datennutzung". Nun soll das Projekt unter städtischem Einfluss signifikante Änderungen erfahren, wie der 'Toronto Star' meldete.
Mit dem Top-Down-Ansatz auf einem Firmengelände könnte das Toyota-Projekt schneller ab Boden kommen als das Toronto-Projekt mit vielen Stakeholdern. Die Grundsteinlegung jedenfalls soll schon 2021 stattfinden.
Vielleicht könnte Toyota sich dennoch von Toronto inspirieren lassen: Zumindest angedacht war von Sidewalk Labs eine eindrückliche, smarte Strassensignalisierung, welche sich je nach Tageszeit und Staurisiko ändern kann. Denkbar schien eine automatisierte Neusignalisation bei Stau oder einem Quartierfest. Auch die Signalisation einer Strasse zu Stosszeiten als Veloweg und zu Randzeiten als Fussgängerzone wurde vorgeschlagen. Woven City scheint konventioneller den Verkehr zu "verweben", nämlich mit Schnellstrassen, gemischter Nutzung und reinen Fussgängerwegen, wie 'Forbes' schreibt.