Zwar ist eine Mehrheit mit dem SAP-Einsatz zufrieden, doch das Preis-Leistungs-Verhältnis wird als "gerade noch OK" eingestuft.
Zum 3. Mal hat die IG SAP Schweiz ihre Mitglieder gefragt, wo sie mit SAP stehen und was sie erwarten. Auskunft haben 72 der 111 Schweizer Mitglieder der Anwendervereinigung IG SAP in den letzten 2 Monaten anhand von 33 Punkten gegeben.
Über 50% erklärten, dass die Corona-Krise ihre SAP-Projekte nicht beeinträchtigt habe, nur 10% melden grosse Auswirkungen auf Projekte. Damit seien die IT- und SAP-Bereiche in den Unternehmen gut aufgestellt, schreibt die Vereinigung. Die für die Krise nötigen Strukturen seien zeitgerecht angeboten worden, so dass Projekt-Mitarbeitende in allen Rollen die passende Umgebung zum Arbeiten hatten.
Weiter wird festgehalten, dass eine Mehrheit von 71% mit dem Einsatz von SAP im eigenen Unternehmen zufrieden ist und das Preis-Leistungs-Verhältnis für die Wartung als "gerade noch OK" einstufen. Deutliche Kritik erfährt die SAP-Strategie, die satte 97% der Befragten als "wenig bis gar nicht belastbar" eingestuft haben. Fast genauso deutlich (96%) wird die Preis- und Konditionenliste als "nicht lesbar, unverständlich, nicht kundenorientiert" bewertet.
Auffällig ist, dass trotz dieser freilich auch keineswegs neuen Kritikpunkte die Zufriedenheit mit der aktuellen Situation wächst. Zwar überlegen rund 10% der befragte IG-Mitglieder einen ERP-Wechsel und 36% prüfen Alternativen, jedoch sind 64% mit der derzeitigen Lage zufrieden, das sind immerhin 13% mehr als noch in der Umfrage 2019, schreibt die IG.
Die IG SAP Schweiz fragt nach Alternativen angesichts der aktuellen Situation. Grafik: IG SAP Schweiz
Nur schleppend kommt die Einführung von S/4Hana voran. Noch immer nutzen 87% der Befragten mit R/3 beziehungsweise ECC 6.0 ältere ERP-Versionen der Walldorfer Software-Schmiede. Auf S/4Hana-Systeme setzen erst 13%, gerade mal 6,5% mehr als vor 2 Jahren, also "eine geringe Steigerung", wie die IG bemerkt.
Anders sieht es übrigens aus, wenn nach der Bedeutung von S/4Hana gefragt. Hier geben 14% an, es sei von "zentraler strategischer Bedeutung", gut 26% bezeichnet es als "wichtigen Ankerpunkt zur Neugestaltung der Prozesse" und ebenfalls gut 26% als "wichtige Weiterentwicklung der SAP-Landschaft". Laut der IG wurde S/4Hana von "15% lediglich als ein neuer Release" und von 18% als unwichtig beziehungsweise noch nicht beurteilbar angesehen.
Insgesamt wird zum Thema festgehalten, dass die im letzten Jahr bekannt gemachte Wartungsverlängerung der beiden älteren ERP-Systeme bis 2027 respektive 2030 "zu einiger Entspannung bei den Migrationsvorhaben zu S/4Hana geführt" habe. Ausserdem würden erst 8100 der insgesamt 440'000 Kunden das 2015 eingeführte S/4Hana konzernweit produktiv nutzen. "Der Blick auf die Umfrage zeigt, SAP-Kunden tun sich immer noch schwer" mit einem Umstieg, so die Interessengemeinschaft. Als Hemmklötze nennt sie "zusätzliche Kosten, mangelhafte Integration, fehlende Business-Cases und den Zwang in Richtung Cloud". Wer mit dem aktuellen Stand zufrieden sei, glaube, dass sich die digitale Transformation auch ohne Wechsel stemmen lasse.
Interessant auch, dass die SAP-Systeme nur zu 3% in der SAP-Cloud betrieben werden, 39% nutzen das eigene Rechenzentrum und 58% dasjenige eines Hosting-Partners. Laut der Auswertung besagen diese Zahlen, dass sowohl das Anfang 2021 gestartete Programm "Rise with SAP" und die damit verfolgten SAP-Cloud-Only-Strategie noch Überzeugungsarbeit brauchen, um beim Kunden anzukommen beziehungsweise überhaupt Akzeptanz zu finden.