Aber auch über Facebook, Instagram und Tiktok werden viele Falschinformationen verbreitet.
Im letzten Juni haben alle grossen Internet-Plattformen, darunter auch Twitter, einen von der EU ausgearbeiteten Verhaltenskodex zum Schutz ihrer User vor Falschinformationen unterschrieben. 4 Monate später wurde Twitter von Elon Musk übernommen, heisst nun "X", und will sich nicht mehr an den Kodex halten.
Sich an die Regelungen des Kodexes zu halten, ist freiwillig. Zu den Pflichten der Unterzeichner gehört es unter anderem, regelmässig Berichte darüber vorzulegen, wie sie gegen Desinformationen vorgehen, die auf ihren Plattformen veröffentlicht werden. Grosse Plattformen, die dies nicht tun, müssen keine direkten Strafen befürchten. Aber ein rigoroses Vorgehen gegen Desinformations-Kampagnen wird auch vom Digital Services Act der EU gefordert, und dieser ist verpflichtend.
Wie Vera Jourova, Vizepräsidentin der EU-Kommission, an einer Pressekonferenz erklärte, hat X den grössten Anteil an Desinformation unter den grossen Internet-Plattformen. Bei dieser Aussage hat sie sich auf eine Studie von Trustlab berufen, die im Auftrag von Meta, Linkedin, Tiktok und Youtube durchgeführt wurde.
Quelle: Trustlab
Die Studie beruht auf Stichproben von Accounts und Posts. Laut den Ergebnissen wurden auf X am häufigsten Desinformationen gefunden ("Disinformation Discoverability" in der obenstehenden Grafik). Facebook, Instagram und Tiktok liegen aber nicht entscheidend weit zurück, und auch Linkedin und Youtube sind nicht "lügenfrei".
Auch bei der relativen Anzahl der Accounts, die Desinformationen verbreiten, liegt X vorne, allerdings nur knapp vor Facebook ("Rate of Disinformation Actors"). Bei Tiktok und Instagram ist der Abstand etwas grösser.
Interessant sind auch die Zahlen der Studie zu den Reaktionen, die Posts mit Falschinformationen auf den verschiedenen Plattformen erhalten. Die Zahl der Reaktionen auf solche Posts ist bei Tiktok und Youtube weitaus höher als bei den anderen untersuchten Plattformen ("Absolute Post Engagement").
Wenn man die durchschnittliche Zahl der Reaktionen auf Falschinformationen allerdings mit der Zahl der Reaktionen auf "normale" Posts vergleicht, sticht X deutlich heraus. User Engagement ist für soziale Medien ein wichtiger Wert, wenn sie um Werbekunden buhlen. Posts mit Falschinformationen haben also durchaus einen finanziellen Wert für X.
Zur Studie muss man allerdings anfügen, dass sie auf einer relativ geringen Zahl von Stichproben beruht (4460 Accounts, 6155 Posts), dass nur 6 Plattformen berücksichtigt wurden und dass sie in lediglich 3 Ländern (Spanien, Slowakei und Polen) durchgeführt wurde.