Seit Jahren forscht Yann LeCun zu Künstlicher Intelligenz. Gemeinsam mit seinen Kollegen Yoshua Bengio und Geoffrey Hinton hat der Franzose
den Turing-Award 2018 für die Forschung auf dem Gebiet von neuronalen Netzwerken und Deep Learning erhalten. Hinton wurde nach dem "Nobelpreis der Informatik" letzte Woche auch noch
mit dem Physik-Nobelpreis für seine KI-Grundlagenforschung ausgezeichnet.
Geoffrey Hinton hat zusammen mit anderen führenden KI-Forschern mehrere Stellungnahmen zu dem Thema veröffentlicht. Sie sehen in KI eine potenzielle
Gefahr für die Menschheit und rufen dazu auf, die Risiken ernst zu nehmen. Anderer Meinung ist Yann LeCun, der seit 2013 bei Facebook arbeitet und aktuell Chief AI Scientist von Meta ist.
"Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise"
In einem Gespräch mit dem
'Wall Street Journal' (Paywall) wurde der Informatiker gefragt, ob KI intelligent genug werde, um eine Bedrohung für die Menschheit darzustellen. Seine Antwort fiel deutlich aus: "Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise, aber das ist Bullshit." Völliger Schwachsinn sei das also, denn heutigen grossen Sprachmodellen (LLMs) würden einige Schlüsselfähigkeiten fehlen.
"Bevor wir dringend herausfinden, wie wir KI-Systeme kontrollieren können, die viel intelligenter sind als wir, scheint mir, dass wir zuerst eines Entwurf für ein System haben müssen, das intelligenter ist als eine Hauskatze", hatte er bereits früher auf X gepostet. Seiner Meinung nach fehlen LLMs zentrale Fähigkeiten wie ein beständiges Gedächtnis, logisches Denken, Planung und ein Verständnis der physischen Welt.
Sprache manipulieren, ohne intelligent zu sein
Grosse KI-Modelle zeigen laut LeCun lediglich, dass "man Sprache manipulieren kann, ohne intelligent zu sein". Sie würden nie zu einer Artificial General Intelligence (AGI) führen. Eine solche AGI sei zwar durchaus im Bereich des möglichen, sagte der Forscher. Aber die Entwicklung einer so leistungsfähigen KI könnte noch Jahrzehnte dauern, und mit dem heute vorherrschenden Ansatz werde man dieses Ziel nicht erreichen.
"Wenn es eine schlechte KI gibt, stellen wir ihr eine gute gegenüber",
hatte LeCun bereits früher an einem Medien-Roundtable gegenüber inside-it.ch gesagt. Irgendwann werde es persönliche Assistenten geben, die wirklich personalisiert sind. Aber ob das in 5, 10 oder 20 Jahren passieren werde, könne er nicht prophezeien. Und am Ende sei es immer noch der Mensch, der KI-Entwicklungen bei Bedarf den Stecker ziehen könne.