In Paris startet heute ein zweitägiger internationaler Aktionsgipfel zum Thema Künstliche Intelligenz (KI). Zahlreiche Staats- und Regierungschefs sowie führende Köpfe der IT-Branche werden in der französischen Hauptstadt erwartet. Ihre Themen werden die Einsatzmöglichkeiten von KI etwa im Bereich Arbeit und Bildung sowie Gesundheit sein sowie auch die Regulierung und der verantwortbare Einsatz der Technik.
Angesichts harter Konkurrenz von KI-Giganten aus China und den USA geht es Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Gipfel auch darum, dass Europa bei der Technologie den Anschluss nicht verliert. Das Treffen mit rund 1500 Teilnehmenden aus rund 100 Ländern folgt auf zwei internationale KI-Gipfel 2023 in
Grossbritannien und im vergangenen Jahr in Korea.
Zu den Teilnehmenden gehören unter anderem Bundesrat Albert Rösti, der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, US-Vizepräsident JD Vance und Indiens Premierminister Narendra Modi, der Co-Präsident des Gipfels ist. Aus der Tech-Branche werden unter anderem Google-CEO Sundar Pichai, Microsoft-Präsident Brad Smith und OpenAI-CEO Sam Altman in Paris erwartet.
Gemäss einer Mitteilung des Bundes unterstreiche Rösti mit seiner Teilnahme das Schweizer Engagement, "eine KI-Governance zu entwickeln, die Bedürfnisse und Erwartungen von Bürgerinnen und Bürgern wie auch der Industrie entspricht". Ferner wolle der SVP-Bundesrat die Schweiz als denkbaren zukünftigen Veranstaltungsort für den AI-Summit ins Gespräch bringen.
Macron sieht Frankreich als KI-Vorreiter
Präsident Macron möchte sein Land auf dem Gipfel als einen Vorreiter im KI-Bereich präsentieren. "Frankreich ist das führende Land in Europa im Bereich der Künstlichen Intelligenz", sagte das Staatsoberhaupt der Zeitung 'Le Parisien'. Im Interview mit dem Sender 'France 2' kündigte er unter anderem Investitionen in KI in Frankreich in Höhe von "109 Milliarden Euro in den nächsten Jahren" an und forderte eine "globale Regulierung" des Sektors.
Dabei plädierte er für einen Mittelweg: "Es besteht die Gefahr, dass einige gar keine Regeln vorgeben, und das ist gefährlich", sagte der Staatschef gegenüber 'Le Parisien'. "Aber es gibt auch das Risiko, dass Europa sich umgekehrt zu viele Regeln gibt, sich von anderen abwendet und daher nicht mehr innovativ sein kann. Wir müssen dieses Gleichgewicht halten", so Marcron.
Anfang Februar hatte die EU mit dem
AI Act das weltweit erste staatenübergreifende Gesetzeswerk zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Kraft gesetzt.
Stärkung europäischer KI
Angesichts der Konkurrenz aus China und den USA hatten europäische Startups vor einigen Tagen eine Stärkung der KI in Europa gefordert. Der Kontinent müsse dringend handeln, um seine technologische Souveränität zu sichern, hiess es in einer gemeinsamen Erklärung des Startup-Verbands France Digitale und dem European Startup Network. "Europa darf nicht in Rückstand geraten", hiess es auch vor dem Hintergrund der 500 Milliarden Dollar schweren
Stargate-Investitionsoffensive der USA und dem Durchbruch des chinesischen KI-Startups Deepseek.
Das Centrum für Europäische Politik (CEP) forderte eine klare Strategie für eine europäische KI. "Einerseits will Europa mit einer strengen KI-Regulierung globale Standards setzen, andererseits fürchtet man den technologischen Rückstand. Diese Doppelstrategie – gleichzeitig Schiedsrichter und Mitspieler sein zu wollen – droht beide Ziele zu verwässern", sagte CEP-Experte Anselm Küsters. Die EU müsse regulatorische Ambitionen mit Innovationsförderung in Einklang bringen, um nicht gegenüber China und den USA ins Hintertreffen zu geraten.
Warnung vor zu viel Regulierung
Der deutsche Branchenverband Bitkom warnte vor dem Gipfel davor, sich in Europa zu sehr auf Regulierungsfragen zu konzentrieren. Das verunsichere Unternehmen und bremse Innovationen. In Paris würden die Chancen von KI für Gesellschaft und Wirtschaft, für Wachstum und Wohlstand in den Mittelpunkt gerückt. "Dieser Perspektivwechsel in Europa ist dringend notwendig, wir müssen den Pariser Gipfel nutzen und bei KI den Modus ändern und mehr Innovation ermöglichen", sagte Susanne Dehmel vom Bitkom.
Die Nichtregierungsorganisation Algorithmwatch rief hingegen dazu auf, Entwicklung und Einsatz von KI mit den weltweiten Nachhaltigkeitszielen in Einklang zu bringen. Der Gipfel finde zu einer Zeit statt, in der eine "Je grösser, desto besser"-Mentalität bei den KI-Modellen völlig ausser Kontrolle gerate. Die Entwicklung und der Einsatz von KI trage aber zum Anstieg des globalen Energiebedarfs und damit zur Klimakrise bei. Der Ausbau energiehungriger Rechenzentren sei ein Problem, das beim grassierenden KI-Hype untergeht, warnte Algorithmwatch.