Google enttäuscht mit Geschäftszahlen und KI-Grundsätzen

5. Februar 2025 um 10:49
image
Foto: Mitchell Luo / Unsplash

Der US-Konzern muss seine lukrative Suche gegen KI-Konkurrenz verteidigen und investiert deshalb Milliarden in Infrastruktur. Gleichzeitig gibt Google ein altes Versprechen auf.

Die Google-Muttergesellschaft Alphabet hat mit ihren Zahlen für das vergangene Quartal die Börse enttäuscht. Der Aktienkurs fiel im nachbörslichen Handel um mehr als 7%.
Googles Cloud-Geschäft brachte trotz eines Anstiegs von 30% auf 11,95 Milliarden Dollar etwas weniger ein als Analysten zuvor erwartet hatten. Sie hatten im Schnitt mit Erlösen von rund 12,2 Milliarden Dollar gerechnet.
Auch der Konzernumsatz verfehlte mit einem Plus von 12% auf 96,47 Milliarden Dollar die Markterwartungen. Der Gewinn stieg unterdessen im Jahresvergleich um gut 28% auf 26,54 Milliarden Dollar.

Anzeigen rentieren

Das Werbegeschäft von Google erwirtschaftet nach wie vor den Grossteil der Alphabet-Erlöse. Die Sparte wuchs um 10,6% auf 72,46 Milliarden Dollar. Die Videoplattform Youtube brachte davon knapp 10,5 Milliarden Dollar ein – rund 14% mehr als vor einem Jahr.
Ein Wachstumstreiber waren laut Google die Ausgaben für Werbung zur US-Präsidentenwahl im November. Am Wahltag selbst hätten 45 Millionen Nutzerinnen und Nutzer in den USA Videos dazu bei Youtube geschaut.

Mehr KI-Suche

Die Entwicklung von Googles Werbegeschäft wird sehr genau beobachtet. Eine zentrale Frage ist, ob Versuche von Konkurrenten, mit Hilfe Künstlicher Intelligenz direkte Antworten statt Links anzuzeigen, Spuren bei Googles Suchmaschine hinterlassen.
Google versucht, die eigenen Suchergebnisse mit Künstlicher Intelligenz aufzubereiten, ohne das angestammte Geschäftsmodell zu torpedieren. Denn die Anzeigen im Umfeld der Websuche spielen eine zentrale Rolle für den Konzern.
Google greift vor allem zu KI-Zusammenfassungen von Suchergebnissen, die Fragen von Nutzern beantworten sollen. Mit dieser Funktion werde die Websuche mehr genutzt, sagte Google-Chef Sundar Pichai.

Milliarden für KI

Im laufenden Jahr will Alphabet rund 75 Milliarden Dollar in den Ausbau der Infrastruktur investieren. Ein grosser Teil davon dürfte in Rechenzentren für Software mit Künstlicher Intelligenz ausgegeben werden.
Bei anderen Zukunftsprojekten, wie selbstfahrenden Autos oder Liefer­drohnen – sank der Quartalsumsatz aller Firmen binnen eines Jahres von 657 auf 400 Millionen Dollar. Der operative Verlust des Bereichs wuchs unterdessen auf 1,17 Milliarden Dollar von rund 863 Millionen Dollar vor einem Jahr an.

Wird Google "evil"?

Unabhängig von den Quartalszahlen verabschiedete sich Google von dem Versprechen, keine Künstliche Intelligenz für Waffen zu entwickeln. Der Internet-Riese aktualisierte die Grundsätze für seine KI-Aktivitäten. In der neuen Version ist die 2018 abgegebene Selbstverpflichtung nicht mehr enthalten.
Zur Begründung für die Neuauflage hiess es in einem Blogeintrag, die Technologie habe sich seit 2018 rasant verändert. Dabei ging der Eintrag nicht speziell auf die nicht mehr erwähnten Vorsätze ein. In den neuen Grundsätzen steht allgemein, man wolle die KI mit "breit akzeptierten Prinzipien des internationalen Rechts und der Menschenrechte" in Einklang bringen.
Dagegen war 2018 noch gesondert erwähnt worden, dass Google keine KI entwickeln werde, die zur Überwachung dienen könnte, die gegen international anerkannte Normen verstösst. Auch werde man nicht an Technologien arbeiten, die allgemein schädlich sein könnten. Die Grundsätze von 2018 waren nach internem Widerstand im Unternehmen gegen die Mitarbeit an einem Drohnenprogramm des US-Militärs verabschiedet worden.

Loading

Mehr zum Thema

image

Optimieren Sie Ihren Workflow mit CENT Systems

Das Bewusstsein für die Bedeutung von Workflow-Optimierungen in Schweizer Unternehmen steigt. Zu diesem Schluss kommt Sascha Büchler, Leiter Innovation und Digital New Business bei CENT Systems, nach seiner Teilnahme am Web Summit in Lissabon, einer der weltweit grössten Tech-Konferenzen.

image

Käufer verlieren Interesse an Schweizer IT-Firmen

Die Zahl der Übernahmen von Schweizer KMU sank im vergangenen Jahr leicht. Jedoch waren wesentlich weniger IT-Firmen Ziele der Käufer.

publiziert am 20.2.2025
image

Metanet beruft erstmals Chief Technology Officer

Stefan Leuenberger übernimmt den Posten des CTOs bei Metanet. Er führt künftig die Informatik und verantwortet die technologische Weiterentwicklung des Hostinganbieters.

publiziert am 20.2.2025
image

Journalistische Inhalte sollen vor KI geschützt werden

Der Bundesrat stellt sich hinter die Forderung, journalistische Inhalte und andere urheberrechtliche geschützte Werke zu schützen, wenn diese von KI-Anbietern genutzt werden.

publiziert am 20.2.2025