Google: KI-Suche und eine Antwort auf ChatGPT-4o

15. Mai 2024 um 10:27
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Sundar Pichai während seiner Keynote. Foto: Google

Die mit KI angereicherte Suche wirft ernste Fragen für Site-Betreiber auf. Google kündigte auch viele weitere KI-Neuerungen an.

Google krempelt seine dominierende Internet-Suchmaschine mit KI-Funktionen um. Zunächst werden alle Nutzer in den USA und demnächst dann auch in weiteren Ländern von Künstlicher Intelligenz erstellte Überblicke zu den Suchtreffern angezeigt bekommen.
"Wir erledigen das Googeln für sie", laute die neue Devise bei der Websuche, sagte die zuständige Top-Managerin Liz Reid auf der Entwicklerkonferenz Google I/O. So könne man nun in einer Suchanfrage mehrere Fragen stellen - also nicht etwa nur, wo sich Pilates-Studios in Boston befänden, sondern auch, wie man dort hinkommt und ein Zeitfenster bucht.
Offen ist bisher, welchen Einfluss die Neuerungen auf das Geschäftsmodell von Webseiten haben wird, die davon abhängen, dass Nutzerinnen und Nutzer über Google zu ihnen finden. Wenn die Suche Fragen selbst beantwortet und alle gewünschten Informationen präsentiert, wieso soll man dann noch die entsprechenden Seiten besuchen?
Google versuchte, solche Sorgen zu zerstreuen. In bisherigen Probeläufen habe sich gezeigt, dass in den "AI Overviews" vielfältigere Links als sonst vorkämen, und Nutzer sich auch dorthin durchklickten, sagte die Google-Managerin Hema Budaraju.

Antwort auf ChatGPT-4o?

Zudem machte Google klar, dass man das Feld der KI-Assistenten nicht der Konkurrenz überlassen will. OpenAI hatte ausgerechnet am Vortag der Konferenz mit der Live-Demonstration der Version ChatGPT-4o für Schlagzeilen gesorgt. Die KI kann sich fliessend mit Nutzern unterhalten und dabei auch visuelle Informationen von einer Smartphone-Kamera berücksichtigen.
So erklärte der Chatbot zum Beispiel, wie eine Mathe-Gleichung zu lösen ist, die ein OpenAI-Mitarbeiter auf einem Blatt Papier aufschrieb. Auch konnte ChatGPT die Laune anhand des Gesichtsausdrucks interpretieren.
Google demonstrierte nun ähnlich übergreifende Fähigkeiten einer neuen KI-Software mit dem Namen "Project Astra", allerdings nicht live auf der Bühne, sondern in einem zuvor gedrehten Video. Google setzt im Wettbewerb mit dem populären Chatbot ChatGPT und anderer Software mit Künstlicher Intelligenz auf das hauseigene KI-Modell Gemini. Einige Funktionen, die man in der Astra-Demonstration zu sehen bekam, sollen bald auch zu Gemini kommen, wie Google-Manager Koray Kavukcuoglu ankündigte.

Weitere KI-Fortschritte

Schon früher hatte Google eine Funktion eingeführt, bei der es für eine Internet-Suche schon genügt, ein Objekt auf einem Foto oder Worte auf dem Smartphone-Display einzukreisen. Auf der Google-I/O wurde nun gezeigt, dass es funktionieren soll, ein kurzes Video von einem defekten Plattenspieler zu machen, um eine Anleitung zu bekommen, wie sich das Problem bei diesem Modell beheben lässt. "Google-Suche ist generative KI in der Dimension der menschlichen Neugierde", kommentierte Konzernchef Sundar Pichai.
"Wir investieren seit mehr als einem Jahrzehnt in KI", betonte Pichai. Und doch sei man bei der Technologie erst am Anfang. Google arbeitet unter anderem daran, das sogenannte "Kontext-Fenster" zu erweitern, also die Menge an Informationen, die ein KI-Modell gleichzeitig auswerten kann. Aktuell könne die KI-Software in der Abo-Version ein bis zu 1500 Seiten langes PDF-Dokument oder ein einstündiges Video auf einmal erfassen und Fragen dazu beantworten. Kein anderer Chatbot sei dazu in der Lage, beheuptete Google-Managerin Sissie Hsiao. Zum Jahresende wolle man die Werte verdoppeln.
Google setzt auch auf "KI-Agenten", die eigenständig Aufgaben mit mehreren Schritten erfüllen können. Sie könnten sich etwa komplett um Retouren kümmern oder bei einem Umzug die nötigen Ummeldungen erledigen und nützliche Adressen in der neuen Nachbarschaft heraussuchen.
Pichai demonstrierte unter anderem, wie die Software jetzt aus der Sammlung persönlicher Fotos auf Wunsch alle Bilder heraussuchen kann, bei denen es zum Beispiel um die Schwimm-Fortschritte eines Kindes geht. Zum Schluss liess der Google-Chef Gemini nachzählen, wie oft der Begriff KI in der knapp zweistündigen Präsentation fiel: Es waren demnach mehr als 120 Mal.

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