Der PC-Markt erholt sich langsam von seiner Post-Covid-Flaute, und die Hersteller hoffen auf Künstliche Intelligenz und die Windows-10-Ablösung als Geschäftstreiber. Im Interview spricht Peter Zanoni, Managing Director HP Schweiz, über das schlummernde Geschäftspotenzial. Ferner führt er aus, warum das klassische Druckergeschäft noch lange nicht tot ist und wie die Integration des Videokonferenz-Spezialisten Poly verläuft. Trotz geopolitischer Unsicherheiten blickt Zanoni optimistisch auf das Jahr 2025, nicht zuletzt dank der traditionellen Technologieaffinität des Schweizer Marktes.
Was können Sie mir zum Geschäftsgang vergangenes Jahr in der Schweiz sagen?
Wir sind als Schweizer Organisation rückblickend sehr zufrieden und konnten gemeinsam mit den Partnern erfolgreich wachsen, obwohl es ein herausforderndes Umfeld war. Wir veröffentlichen keine lokalen Zahlen für die Schweiz.
Inwiefern herausfordernd?
Ich spreche von der generellen politischen und geopolitischen Lage, die zu Unsicherheiten führt. Eine Folge: Unternehmen priorisieren ihre Ausgaben.
Gibt es im internationalen Vergleich Geschäftsfelder, die in der Schweiz besonders wichtig sind?
Ja, wir haben in der Schweiz ein Umfeld, das sehr Technologie-affin und innovationsstark ist. Das widerspiegelt sich auch in der frühen Adaption von Technologien und dem hohen Grad an Integration von Gesamtlösungen bei Kunden. Gleichzeitig ist die Kaufkraft in der Schweiz gross, was sich an einer hohen Nachfrage im Premium-Segment zeigt.
Laut Zahlen von IDC entwickelt sich der PC-Markt immer noch etwas zäh. Wie sieht die Situation im Moment aus? Sind die Lager immer noch sehr voll?
Nach der Pandemie waren die Lager übervoll. Derzeit haben wir ein sehr gutes Lagermanagement mit unseren Distributoren. Wir sind auf einem gesunden Niveau. IDC prognostiziert insgesamt ein Wachstum, das sich im einstelligen Prozentbereich bewegt. Ich bin optimistisch und glaube, wir haben im PC-Markt ein paar spannende Wachstumstreiber.
Zum Beispiel?
Die Windows-10-Ablösung steht an. Auch wenn einige Unternehmen, diesen Schritt bereits hinter sich haben – viele haben das Update aber noch vor sich. Für mich ein Wachstumstreiber für dieses Jahr, auch in der Schweiz.
Die PC-Hersteller erhoffen sich neuen Absatz dank der KI-PCs, die langsam auf den Markt kommen. Noch aber scheint die Realität den Erwartungen hinterherzuhinken. IDC spricht von 2026. Wie sehen sie das?
(lacht) Es wäre natürlich gut, wenn ich das im Voraus wüsste. KI ist ein wichtiges Thema – in jedem Kundengespräch. Ich glaube, wir stehen am Anfang. Was meiner Meinung nach im Zentrum steht, und das ist letztlich auch die Strategie, die HP verfolgt, ist die Frage des Arbeitsplatzes der Zukunft. Dazu gehört beispielsweise die Mobilität, die von Mitarbeitenden gefordert wird, aber auch die Frage, wie die Produktivität im Unternehmen gesteigert werden kann. Auch hier besteht vielfach Nachholbedarf. Ein Teil davon sind die KI-PCs, aber nicht nur.
Kunden wollen auch eine gewisse Investitionssicherheit.
Das ist so und das sehen wir auch bei Kunden, die jetzt vor einem neuen Investitionszyklus stehen und für die nächsten drei bis vier Jahre investieren. Diese Unternehmen machen sich natürlich sehr viele Gedanken, vor allem auch, weil die Entwicklung sehr rasant vorangeht.
Haben Sie sich ein Ziel gesetzt in Sachen Anteil KI-PCs?
Man muss natürlich unterscheiden zwischen KI-enabled Geräten, die schon länger auf dem Markt sind, und den "neuen" KI-PCs, die mit NPUs ausgestattet sind. Bei den KI-enabled Geräten sehen wir eine sehr hohe Durchdringung. In der Schweiz beträgt der Anteil etwa 80% der ausgelieferten Geräte im Businessumfeld. Nun kommt die nächste Generation mit den NPUs. Wie schnell die Adaption vorangeht, wird sich zeigen. Aber wir sehen bei den Kunden grosses Interesse.
Wie adressiert HP Security-Bedenken, die gerade im Kontext von KI entstehen?
Wir setzen auf mehrere Ebenen: Wichtig ist die Verarbeitung auf dem eigenen PC. So bleiben die Daten geschützt und wandern nicht in die Cloud. Ein weiteres Beispiel: BIOS-Schutz auf der Hardware-Ebene, damit kein Zugriff auf das Motherboard erfolgen kann. Darüber hinaus bieten wir mit HP Sure Click Enterprise eine virtuelle Sandbox-Lösung. Wenn ein Mitarbeiter ein möglicherweise schädliches Dokument öffnet, wird dies in der Sandbox isoliert, sodass kein Zugriff auf das Unternehmensnetzwerk möglich ist.
Sprechen wir über das Printing-Geschäft. Wird wieder gedruckt?
Das Drucken hat nie aufgehört. Im Commercial-Bereich steht der Gesamtservice im Fokus. Vor allem bei Grosskunden sind Managed Printing Services stark verbreitet und gut etabliert. Unsere Partner kümmern sich um die Hardware, den Service, Verbrauchsmaterial sowie die Softwarelösung.
Gibt es bei der Grösse der Unternehmen eine Grenze nach unten?
Nein, es kommt eher auf die Art der Unternehmen an. Eine Werkstatt mit 30 Mitarbeitenden und geringem Druckvolumen braucht diesen Service vielleicht nicht. Dafür gibt es alternative Einstiegsangebote. Andererseits kann es sein, dass eine Anwaltskanzlei, mit weniger Mitarbeitenden, sich für den Managed Service entscheidet.
Mit der Übernahme von Poly will HP das Workplace-Thema stärken. Wie läuft die Integration?
Die Integration ist abgeschlossen. Wir treten als ein Team auf, sowohl im Channel als auch beim Kunden. Wir konnten sicher grosse Fortschritte machen, auch wenn es am Anfang Herausforderungen gegeben hat, etwa was die Prozesse anbelangt. Jetzt versuchen wir, das Geschäft mit den Partnern zu intensivieren. Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg. Die Zusammenarbeit von Mitarbeitenden an unterschiedlichen Orten wird immer wichtiger. Der Bereich ist ein wesentlicher Bestandteil des Gesamtarbeitsplatzes, von Computing über Printing hin zu Collaboration-Lösungen.
Sehen Sie in Sachen Collaboration- oder Konferenz-Lösungen noch viel Potenzial in der Schweiz?
Ja, das Potenzial ist nach wie vor sehr gross. Vor allem bei Konferenzraumlösungen gibt es noch Nachholbedarf. Das ist vor allem auch eine Chance für unsere Partner.
Inwiefern hat sich der Channel-Ansatz von Poly von jenem von HP unterschieden?
Auch Poly arbeitete bereits vor der Übernahme mit dem Channel zusammen. Aber es waren natürlich teilweise andere Partner bei Poly, beispielsweise aus dem Audio-Bereich, die sonst nicht im klassischen IT-Umfeld unterwegs waren. Aber diesen bietet man nun die Möglichkeit, ihr Portfolio zu erweitern.
Zum Abschluss: Welche konkreten Ziele haben Sie sich für 2025 gesetzt?
Wir wollen gemeinsam mit unseren Partnern als bevorzugter Lieferant für den kompletten Arbeitsplatz der Zukunft wahrgenommen werden und unsere Marktposition gemeinsam weiter ausbauen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der KI-Transition und der Weiterentwicklung unseres Service-Geschäfts.