Am 26. Januar 2021 hat das französische Unternehmen Sigfox in Toulouse Antrag auf Insolvenz und Gläubigerschutz gestellt. Das zunächst sechs Monate dauernde Verfahren werde genutzt, um einen Käufer zu suchen, und "um die langfristige Entwicklung von Sigfox zu unterstützen und Vorschläge zu machen, Arbeitsplätze zu erhalten", teilte Sigfox mit.
Die Sigfox Gruppe wurde 2010 gegründet und hat eine eigene Technologie für Low-Power-Wide-Area-Netzwerke (LPWAN), die sogenannte "0G-Technologie", entwickelt. Die Technologie soll sich besonders gut für Funknetze für IoT-Anwendungen eignen, die keine hohen Bandbreiten benötigen. Laut Angaben von Sigfox wird seine Technologie mittlerweile weltweit in 75 Ländern genutzt. Das Unternehmen hatte bis jetzt mehr als 300 Millionen US-Dollar Risikokapital aufgebracht, das unter anderem von Salesforce, Intel, Samsung und NTT stammte.
Nettoverlust und Schulden bei Sigfox
Laut
'Techcrunch' wies das Unternehmen im letzten Geschäftsjahr einen Nettoverlust von fast 91 Millionen Euro bei Einnahmen von knapp über 24 Millionen Euro und Schulden von 118 Millionen Euro aus.
"Die Entscheidung, Sigfox durch dieses Verfahren unter den Schutz der Justiz zu stellen, wurde aufgrund eines langsamer als erwarteten Einführungszyklus für seine Technologie getroffen, trotz effektiver Unterstützung durch die Aktionäre", so die Mitteilung. Zudem hätten sich die Corona-Pandemie, Verzögerungen in der Lieferkette und der Chipmangel ausgewirkt, "die die Aktivitäten in den letzten zwei Jahren verlangsamt und Druck auf den Markt für elektronische Komponenten ausgeübt haben".
Im DACH-Raum, in der Schweiz und Liechtenstein sowie in Slowenien betreibt die Heliot Gruppe das Sigfox-Netz und ist laut eigenen Angaben der grösste Sigfox-Betreiber in Europa.
Heliot übernahm zuletzt im September 2020 die Ländergesellschaft Sigfox Germany. Zum gleichen Zeitpunkt stieg auch der europäische Investmentfonds Cube Infrastructure Fund II bei Heliot ein.
"Heliot operiert selbstständig"
Was sind die konkreten Auswirkungen des Insolvenzverfahrens von Sigfox Frankreich im DACH-Raum und der Schweiz, wo Heliot rund 55 beziehungsweise 10 Mitarbeitende beschäftigt? Florian Kreutz, Director Marketing & Communication DACH bei Heliot, erklärt auf unsere Anfrage: "Da Heliot Europe und seine Tochtergesellschaften in DACH sowie Slowenien und Liechtenstein wirtschaftlich, funknetztechnisch und rechtlich selbständig sind und nicht zu Sigfox SA gehören, wird es zunächst keine direkten Auswirkungen für uns haben." Der Betrieb für Kunden, Partner und Dienstleister gehe weiter wie gehabt und sei gesichert.
Insgesamt verfüge Heliot in Europa über 3700 Antennen-Standorte. Es gebe Vereinbarungen über die Kontinuität der Dienste, die auf globaler und lokaler Ebene zwischen Sigfox und den 0G-Netzbetreibern koordiniert würden, um sicherzustellen, dass auch keine der globalen 0G-Konnektivitäts-Dienste unterbrochen werden.
Er gehe davon aus, so Kreutz weiter, dass für Sigfox in Frankreich ein Käufer gefunden werde. "Es ist ein Leuchtturm-Projekt für Frankreich und eine zu spannende Technologie, um sie einfach abzuschalten." Heliot beobachte nun genau, was in den nächsten 6 Monaten im Insolvenzverfahren passieren werde.
Sigfox bleibt die Haupttechnologie
Überlegt sich Heliot nun aber eine andere technologische Ausrichtung seines Netzes? "Wir bei Heliot nutzen die 0G-Technologie von Sigfox überzeugt als unsere Haupttechnologie – aber schon immer sehen wir Sigfox-IoT-Endgeräte fallweise ergänzt mit weiteren Lösungen wie z.B. WiFi, Bluetooth, RFID etc. denn unseren Kunden ist die Anwendung wichtig und nicht die darunter liegende Technik. Dies wird unser Angebot auch in Zukunft bestimmen."
In einer offiziellen Mitteilung von Heliot heisst es weiter: "Durch die bevorstehende Umstrukturierung bietet sich eine grossartige Gelegenheit für Sigfox SA, sich effizienter aufzustellen, neu auszurichten und sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren." Heliot Europe erwäge, sich aktiv an der geplanten Umstrukturierung zu beteiligen.